Fahndung nach RAF-Senioren: Große Nase und Karies gesucht

Die Polizei vermutet die geflüchteten RAF-Senioren im Ausland. Sie sollen neun Überfälle auf Geldtransporter verübt haben.

Bilder einer Überwachungskamera zeigen zwei Männer. Zwei rote Kreise sind um sie herum gezogen

Bilder einer Überwachungskamera zeigen mutmaßlich Burkhard Garweg (vorn) und Ernst-Volker-Staub Foto: dpa

Pasta in Italien, Paella in Spanien oder Rotwein in Frankreich? Befinden sich die drei untergetauchten RAF-Altterroristen und Geldtransporterräuber Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette in Südwesteuropa? Die Polizei jedenfalls geht diesem Verdacht nach.

Das Trio, 49 bis 63 Jahre, soll zur dritten RAF-Generation gehören. Es wird für die Sprengung des Gefängnisrohbaus Weiterstadt 1993 verantwortlich gemacht. Seit Anfang der neunziger Jahre sind Staub, Garweg und Klette verschwunden. Dafür sieht sie die Polizei als Täter für gleich neun Überfälle auf Geldtransporter in Norddeutschland – den letzten im Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschweig, mit einer Beute von mehreren hunderttausend Euro.

Bis heute aber fehlt eine heiße Spur zu den Flüchtigen. Am Montag veröffentlichte das LKA Niedersachsen deshalb einen neuen Fahndungsaufruf. Es sei nicht auszuschließen, dass sich Staub, Garweg und Klette inzwischen im Ausland befänden, „insbesondere Italien, Frankreich, Spanien und Niederlande“, heißt es dort.

Die Ermittler sehen dafür zwei Indizien. Zum einen ergab sich trotz intensiver Öffentlichkeitsfahndung seit Anfang 2016 kein entscheidender Hinweis in Deutschland. Zum anderen gab es in den genannten Ländern rege RAF-Helfernetzwerke – etwa die baskische ETA oder die Roten Brigaden in Italien.

80.000 Euro Belohnung

Konkrete Hinweise aber haben die Ermittler nicht. Die Meldung, dass Staub auf einem Campingplatz in Norditalien gesehen wurde, ließ sich nicht bestätigen. Auch ein Schnipsel einer niederländischen Zeitung in einem Tatauto und ein in dem Land geortetes Handy des Trios half der Polizei nicht weiter.

Deshalb wollen die Ermittler auch nicht ausschließen, dass sich Staub, Garweg und Klette weiterhin in Deutschland befinden. Vor allem die Gebiete um Bielefeld, Porta Westfalica und Osnabrück sind für sie interessant – hier kauften die Gesuchten Autos. In der Vergangenheit verschickte die Polizei auch Fahndungsaufrufe an Kioske in Niedersachsen – mit dem Hinweis, dass Staub selbstgedrehte Zigaretten rauche.

Das LKA veröffentlichte am Montag auch Sequenzen aus zwei Überwachungsvideos. In einem ist zu sehen, wie Garweg und Staub einen Geldboten in einem Rewe-Markt in Hildesheim mit Pistolen bedrohen, dann aber unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Gesichter der Männer sind mit Tüchern bedeckt, die Polizei erhofft sich aber Hinweise ob der Motorik der Gesuchten. Ein zweites Video zeigt Garweg und Staub unvermummt: in einem Bus in Osnabrück, laut Polizei auf dem Weg zum Kauf eines Autos für einen Überfall. Auffällig, so die Ermittler: die „große Nase“ von Garweg und die „schlechten Zähne“ von Staub.

Hinweise entlohnt die Polizei mit bis zu 80.000 Euro. Ein gutes Dutzend seien am Montag eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler dürften sich immer noch ärgern: Beim letzten Überfall in Cremlingen hatten sie nach dem Tipp eines Zeugen, der Staub gesehen haben wollte, den Tatort, eine Filiale des Dänischen Bettenlagers, tagelang observiert. Kurz nachdem die Fahnder abzogen, schlug das Trio zu – und entkam wieder.

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