Aufregung um #Nutellagate: Nuss mit geostrategischem Gewicht

Ferreros Nutella hat ein neues Rezept. Seitdem reden alle über Magermilchpulver und Kakao. Doch die Frage ist: Was ist mit der Haselnuss?

Brot mit braunem Aufstrich

Hätten Sie den Unterschied geschmeckt? Foto: dpa

Mehr Magermilchpulver, weniger Kakao: Ferrero hat das Rezept von Nutella geändert. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat festgestellt, dass die Schokocreme jetzt heller ist. Der Anteil an Magermilchpulver liege laut Zutatenliste jetzt bei 7,8 Prozent, schrieb die Verbraucherzentrale auf ihrer Facebook-Seite. Zuvor bestand Nutella zu 7,5 Prozent aus Magermilchpulver. „Da die Farbe des neuen Nutellas heller ist, gehen wir davon aus, dass mehr Milchpulver auf Kosten von Kakao zugesetzt wurde“, folgert die Verbraucherzentrale daraus. „Kakao ist in der Zutatenliste nach hinten gerutscht.“

Ferrero erklärte gestern, es handele sich bei der neuen Rezeptur nur um eine „Feinjustierung“. „Qualität, Beschaffung sowie alle anderen Merkmale der Nutella-Zutaten sind gleich geblieben“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Netzgemeinde empört sich trotzdem. Unter dem Hashtag #nutellagate sammeln sich Nutzer*innen, die wahlweise das alte Rezept zurück wollen, sich dem Weltuntergang nahe wähnen oder zum Ausdruck bringen, dass sie niemals Nutella essen, weshalb es ihnen auch egal ist, ob ein Prozent mehr Magermilchpulver drin ist.

Bei den Diskussionen um den Kakao-Anteil in der Nutella gerät eine andere Zutat aus dem Blick, über die man derweil in der Türkei viel spricht: die Haselnuss. Die kleine Nuss hat, man muss es so sagen, geostrategisches Gewicht. Warum?

Ein Glas Nutella enthält ungefähr 13 Prozent Haselnüsse. Die Türkei ist mit 70 Prozent der weltweiten Produktion das größte Haselnuss-Anbaugebiet der Welt. Ferrero wiederum ist einer der Hauptabnehmer der türkischen Haselnüsse. Die Türkei als der größte Akteur in der Produktion und Ferrero als einer der wichtigsten Kunden hängen voneinander ab.

Unabhängigkeit von der Türkei

Das soll sich nun ändern: Nach Erkenntnissen der Nachrichtenagentur Reuters sucht Ferrero zur Zeit mögliche neue Anbaugebiete, um sich unabhängiger von der Türkei zu machen. Schwankende Preise und Lieferungsprobleme waren in den vergangenen Jahren Unsicherheitsfaktoren. Nachdem ein Frost im Jahr 2014 die türkische Haselnussernte zerstört hat, stiegen die Preise enorm.

Besser also für Ferrero, nicht alles auf einen Produzenten zu setzen. Deshalb sieht sich das Unternehmen in Kanada, Chile und Australien nach potentiellen neuen Anbaugebieten um. Dass diese Suche auch eine politische Komponente haben könnte, ist zumindest in offiziellen Verlautbarungen nicht erkenntlich. Die Türkei solle aber weiterhin ein Hauptproduzent bleiben, betont Ferrero-Sprecherin Francesca Fulcheri.

Mal sehen, ob Ferrero irgendwann auch den Haselnuss-Anteil in der Nutella reduziert. Und ob die Konsument*innen das überhaupt merken würden: Ferrero muss den exakten Anteil an Kakao und Haselnüssen nicht angeben. Die genaue Zusammensetzung der Nutella-Rezeptur ist geheim.

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