Huddersfield Town in der Premier League: Wo auch Niederlagen bejubelt werden

Huddersfield Town kommt zwar gegen Manchester City nicht an. Der Der Aufsteiger zeigt aber, dass mit ihm im britischen Fußball zu rechnen ist.

Ein Spieler greift einem anderen ins Gesicht

Ruppiges Nachspiel: Huddersfields Rajiv van La Parra legt sich mit Leroy Sane an Foto: dpa

HUDDERSFIELD taz | Die vielleicht größte Genugtuung an diesem verregneten Nachmittag Ende November erfuhren die Fans von Huddersfield Town in der 63. Minute: Manchester Citys brasilianischer Mittelfeldmann Fernandinho machte sich mit dem Ball auf den Weg in Richtung Strafraum, ging zu Boden und rollte sich über den Rasen. Schiedsrichter Craig Pawson pfiff, griff in die Brusttasche seines Trikots – und zeigte ihm die Gelbe Karte für seine Schwalbe.

So weit war es also schon gekommen, dass der Tabellenführer der Premier League, die amtierende Übermannschaft der Liga und möglicherweise sogar des europäischen Fußballs, gegen den kleinen Aufsteiger Huddersfield Schauspielerei und schmutzige Tricks nötig hatte.

Am Ende reichte es natürlich trotzdem für Manchester City. Durch den 2:1-Siegtreffer von Raheem Sterling in der 84. Minute verteidigte das Team von Trainer Pep Guardiola seinen Vorsprung von acht Punkten an der Tabellenspitze auf Verfolger Manchester United und fuhr den 18. Erfolg in einem Pflichtspiel nacheinander ein.

Doch im Grunde hatte die Partie im stimmungsvollen Stadion in Huddersfield zwei Sieger. Auch das Heimteam konnte die Spielstätte mit einem guten Gefühl verlassen. Sie hatte wieder nachgewiesen, dass sie zu Recht für die Premier League gemeldet ist.

ManCity zum Kampf gezwungen

Für den deutschen Trainer David Wagner stand das natürlich schon länger fest. „Wir müssen niemandem etwas beweisen. Wir haben schon gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagte er, als er nach der Partie vor der Presse saß. Und er hat ja Recht. Vor fünf Wochen gelang dem Klub mit dem günstigsten Kader der Liga die vielleicht größte Sensation in der jüngeren Geschichte des englischen Fußballs: Heimsieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Rekordmeister Manchester United.

Und auch gegen City hielt die Mannschaft lange mit. Nein, sie zwang Guardiolas Team sogar, vom Mantra des eleganten Spiels abzurücken und Tugenden wie Kampf und harte Arbeit einzubringen.

Huddersfield-Coach David Wagner

„Wir haben schon gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“

Nach Huddersfields Führungstreffer mit der letzten Aktion der ersten Halbzeit gelang City zwar kurz nach der Pause der Ausgleich durch Sergio Agüero per Elfmeter, doch danach hatten Citys Anrennen und die fast 80 Prozent Ballbesitz keinen Effekt. Huddersfield verschanzte sich am eigenen Strafraum und verteidigte mit Disziplin und Leidenschaft, angetrieben vom Publikum, das nichts vom allgemeinen Verfall der Stimmung in den Stadien der Premier League mitbekommen hat.

Bei jedem gewonnenen Zweikampf, bei jedem geblockten Torschuss sprangen die Zuschauer auf, brüllten und rasselten mit ihren Klatschpappen. „Wir mussten eine leidenschaftliche und emotionale Atmosphäre schaffen, auf dem Platz und auf den Rängen“, sagte Huddersfields Trainer David Wagner über das Zusammenspiel zwischen Fußballern und Anhängern.

Besser als erwartet

Dass Manchester City in der Schlussphase auf ein System mit vier Stürmern umstellen musste, um noch zum Sieg zu kommen, und dass Trainer Guardiola die Partie als bislang schwerste Prüfung auf dem Weg zum Titel bezeichnete, darf Aufsteiger Huddersfield als Kompliment auffassen. Auf den Tribünen hatte ja vor der Partie die Auffassung geherrscht, dass jede Niederlage mit weniger als drei bis vier Toren Unterschied ein Erfolg sei. Als das Spiel vorbei war, hielt der Frust über das späte Gegentor nur kurz. Die Zuschauer begleiteten die Ehrenrunde ihrer Mannschaft mit Applaus und Jubel.

Huddersfield hat in dieser Saison schon heftige Niederlagen kassiert, es gab ein 0:4 gegen Tottenham, ein 0:3 gegen Liverpool und ein 0:4 gegen Bournemouth. Solche Ergebnisse sind normal für einen Aufsteiger, sie gehören dazu für einen Liga-Neuling. Doch insgesamt ist das Team besser dabei als erwartet, schwimmt als Tabellenelfter im Mittelfeld mit und kann ohne Furcht in die Partie beim FC Arsenal am Mittwoch gehen. „Natürlich sind die Chancen gegen solche Gegner etwas kleiner. Aber die Mannschaft investiert alles, um die kleine Chance eventuell etwas größer zu machen“, sagte Trainer Wagner.

Die wichtigsten Spieler des Aufsteigers sind keine kreativen Geister, sondern solide Profis wie Rechtsverteidiger und Kapitän Tom Smith, der deutsche Innenverteidiger Christopher Schindler, der glatzköpfige, defensive Mittelfeldspieler Aaron Mooy oder der in Karlsruhe geborene US-Amerikaner Danny Williams, ebenfalls defensives Mittelfeld. Trainer Wagner hat ein Team komponiert, das mithält in Englands Luxusliga.

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