Nur Männer beim Holtzbrinck-Preis: Der „Quoten“-Mann

Gabor Steingart will, dass nicht nur Männer den Preis für Wirtschaftspublizistik gewinnen. So ein Versprechen hat er schon einmal nicht eingehalten.

Gabor Steingart im Porträt

Gabor Steingart spricht von Frauenförderung, setzt sie aber selten um Foto: dpa

Wenn man sich nicht ärgern müsste, könnte man fast über dieses Foto lachen. So seltsam aus der Zeit gefallen sieht es aus: 16 Männer in 16 Anzügen. Wobei die Anzüge nicht das Problem sind. Auf dem Familienfoto des Georg von Holtzbrinck Preises für Wirtschaftspublizistik 2017 sind die Preisträger und Redner des Abends allesamt Männer.

Wenn es nach Gabor Steingart geht, Herausgeber des Handelsblatts und Mitglied der Jury, war es das letzte Männerjahr für diesen Preis. Because it's 2017. Auf Twitter sorgte das Foto mit den werten Herren für reichlich Unmut und Spott. Steingart antwortete prompt und schrieb: „Wird es nochmal passieren? In meinem Beisein nie wieder. Ehrenwort!“

Gabor Steingart (55) hat den Großteil seines beruflichen Lebens beim Spiegel verbracht. Unter Chefredakteur Stefan Aust stieg er bald zu dessen “Kronprinz“ auf. Er leitete das Wirtschaftsressort, später das Berlin-Büro. Und eigentlich wollte er 2007 an die Spitze der mächtigen Mitarbeiter KG gewählt werden. Seit 1974 sind die Mitarbeiter*innen des Magazins mit 50,5 Prozent Hauptgesellschafterin des Spiegels. Die KG beruft unter anderem die Chefredaktion und entscheidet über den Redaktionsetat. Sie ist das wichtigste Gremium des Hauses. Doch Steingart verlor die Wahl um einen Platz in der Geschäftsführung der KG krachend. Wunden leckend ging er als Korrespondent nach Washington D.C..

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Als die Mitarbeiter KG 2008 nicht ihn, sondern Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron in die Chefredaktion berief, wurde Steingart zwei Jahre später eben Chef vom Handelsblatt.

Mehr Frauen! Ach, ja?

Beim Handelsblatt verkündete er 2011: Es soll eine Frauenquote geben. 30 Prozent Frauen in Führungspositionen wollte er und unterstützte vollmundig die Forderung vom Verein ProQuote. 2014 bekam er dafür von eben jenem den „Betenden Gartenzwerg“ verliehen – ein Negativpreis. Denn auf die großen Worte folgten keine Taten. Nur die Ernennung von Miriam Meckel als Chefin der Wirtschaftswoche fiel positiv auf. Steingart ist seit 2013 Geschäftsführer der Handelsblatt Verlagsgruppe, zu der die Wirtschaftswoche gehört. Doch nur einer von 16 leitenden Posten in der Handelsblatt-Redaktion ist mit einer Frau besetzt.

Er wolle diesen Preis nur einmal entgegennehmen, sagte Steingart 2014 und gelobte Besserung. Doch Miriam Meckels Nachfolger bei der Wirtschaftswoche ist ein Mann. Im Handelsblatt ist die Chefredaktion noch männlich, 20 Prozent der Positionen mit Personalverantwortung sind nach eigenen Angaben mit Frauen besetzt. Man kann sich also über das Versprechen von Gabor Steingart freuen, aber es ist nicht ganz klar, wie viel man auf sein Ehrenwort geben kann.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.