Verschwörungstheorien in Russland: McDonald's kriegt sein Fett weg

Der US-Schnellimbiss sowie der Hähnchenbrater Kentucky Fried Chicken könnten bald auf einer Liste für „ausländische Agenten“ landen.

Der US-Fast Food-Anbieter McDonalds

Bedroht die „russische Volksgesundheit“: der US-Fast Food-Anbieter McDonald's Foto: reuters

MOSKAU taz | Die Retourkusche kam postwendend. Erst registrierten die USA den russischen TV-Kanal RT als „ausländischen Agenten“, dann folgte auch schon Moskaus Antwort: Fremdländische Medien, die mit Mitteln aus dem Ausland finanziert werden, können nun ebenfalls auf einer Liste „ausländischer Agenten“ landen. Unliebsame NGOs wie die Menschenrechtsorganisation Memorial oder das Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentrum müssen sich ohnehin schon seit Jahren öffentlich erkennbar als „Agenten“ outen.

Nach den Medien ist nun der Schnellimbiss an der Reihe. Der Duma-Abgeordnete Boris Tschernyschew von der Partei LDPR nahm zunächst McDonald's und Kentucky Fried Chicken (KFC) ins Visier. Der Gesetzesantrag ist schon auf dem Weg. Gesättigt oder ungesättigt, Fette aus dem Westen will der 26-jährige Abgeordnete von Russen ein für allemal fernhalten.

Tschernyschew argwöhnt hinter der kalorienhaltigen Nahrung ein westliches Komplott, das mit Big Macs und Chicken Wings der Bevölkerung buchstäblich zu Leibe rückt. Verfettung und Bequemlichkeit gefährden Russlands Wehrhaftigkeit.

Der junge Mann hat bereits das Ganze und Große im Auge. Burger und Hähnchenflügel sind auch in Russland beliebt. Dem konnte der patriotische Intensivkurs der Putin-Ära nur in Ausnahmefällen etwas anhaben. Zumal Russlands Küchenchefs auch keine Anhänger von slow food sind.

Fett als soft power

Nicht nur fast food darf bei ihnen etwas fettiger sein. Ein satter Esslöffel saure Sahne gehört in jeden Suppenteller, ältere Köchinnen halten das gar für eine lebensverlängernde Maßnahme.

Tschernyschow ist aber kein Dummerjahn, dem Deputierten der protofaschistischen Liberaldemokraten entgeht nicht, dass die US-Bürger immer gewichtiger werden. Er entlarvt „ausländische Agenten“ und bewahrt die Volksgesundheit.

Der junge Spund ist auf der Hut, denn auch Fett zählt zu soft power. Allerdings irrten schon die Römer in der Annahme, nur ein gesunder Körper beherberge auch einen gesunden Geist.

Schwerwiegende gesundheitliche Folgen würden in der Werbung auf Russisch verschwiegen, klagt Tschernyschow. Reklame der US-Firmen sei intransparent, manipulativ und unterschlage verheerende Langzeitwirkungen, sagte er dem Business Portal Rbc.

Tatsächlich haben neue Essgewohnheiten und bewegungsarmes Freizeitverhalten auch in Russland zu Gewichtsproblemen geführt. Böse Zungen behaupten, das könnte einer der Gründe sein, warum Russlands Athleten häufiger zu unzulässigen Substanzen greifen.

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