taz-Adventskalender (6): „Eine Partei zu gründen war logisch“

Der Adventskalender präsentiert BerlinerInnen, die für etwas brennen. Hinter Türchen Nummer sechs: Aktivist Felix Herzog, Mitgründer der Partei Vera.

Adventskalender

Und was steckt in diesem Säckchen? Foto: dpa

taz: Herr Herzog, kann man durch die Gründung einer Partei die Welt verbessern?

Felix Herzog: Man kann es zumindest versuchen. Und das wollten wir wagen.

Sie haben 2014 zusammen mit anderen die Partei Vera gegründet.

Ich war bei der Initiative 100 Prozent Tempelhof aktiv und hatte zuvor mit anderen Gründungsmitgliedern die Initiative „Wowereit Rücktritt“ gestartet. Eine Partei zu gründen war eine logische Folgerung aus dem erfolgreichen Volksentscheid. Letztlich wollten wir Volksentscheide unnötig machen, weil man davor schon einen breiten Diskurs geführt hat und so zu einem Konsens kommt.

Felix Herzog

32, engagiert sich seit mehr als 15 Jahren politisch, zeitweise als Vollzeitaktivist. Er war Sprecher der Initiative 100 Prozent Tempelhof und versuchte, ein Volksbegehren zur Abwahl von Klaus Wowereit zu initiieren. 2014 gründete er mit gleichgesinnten die Partei Vera.

Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt, Anstand war Leitspruch der Partei. Ein hoher Anspruch.

Auf jeden Fall. Wir wollten weg von dieser Standard-Herangehensweise. Alles, was in dem Namen drinsteht, fehlt uns in der Politik.

Der Erfolg bei den Wahlen blieb aber aus. Ist Ihre Botschaft nicht angekommen?

Das stimmt leider. Wir hatten Probleme, unsere Botschaft überhaupt zu formulieren und dann zu verbreiten. Man spricht leicht davon, dass man mehr Bürgerbeteiligung will – aber die Umsetzung ist eine große Herausforderung.

Was ist dann passiert?

Einige Vera-Leute sind in diesem Jahr zur Partei Demokratie in Bewegung (DiB) gewechselt. Aber auch sie hat nur wenige Stimmen bekommen: gut 60.000, das sind 0,1 Prozent.

Ihr Vera-Mitstreiter Martin Wittau hat 2014 im taz-Interview den Anspruch formuliert, „Argumente und Menschenverstand“ als Grundlage für die politische Auseinandersetzung nehmen zu wollen. Das würde jede andere Partei auch sagen.

Jeder, der politisch aktiv ist, tut das mit gesundem Menschenverstand, selbst rechtsextreme Parteien berufen sich darauf. Eigentlich war das eine schöne Aussage, der jeder zustimmen konnte, aber letztlich war sie doch inhaltsleer.

Glauben Sie, Politik korrumpiert?

Nein. Aber ich glaube, dass Macht die Menschen verändern kann. Man muss darauf achten, dass man sich selbst treu bleibt und die eigene Arbeit reflektiert. Meine Prämisse ist, das es durch mein politisches Handeln mehr Menschen besser gehen muss als vorher.

Sie sind seit gut einem Jahr nicht mehr Mitglied von Vera. Warum?

Es gab einen persönlichen Vertrauensbruch. Das war kurz vor der Berliner Abgeordneten­hauswahl. Damals war klar, dass wir nicht stark genug gewachsen waren und nicht genug Unterstützer und Geld hatten, um sinnvoll und erfolgreich Wahlkampf zu betreiben.

Würden Sie noch mal eine Partei gründen?

Sag niemals nie, heißt es. Ich habe viel gelernt durch die Parteigründung. Im derzeitigen demokratischen System sind Parteien der einzige Weg, direkt Einfluss zu nehmen.

Interview: Bert Schulz

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.