Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Donald Trump will zum Mond fliegen. Air-Berlin-Tochter Niki bleibt am Boden. Vielleicht investiert die Lufthansa dafür bald in Ufos.

Donald Trump hält die Plastikfigur eines Astronauten

Fly him to the moon Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Pentagon soll jahrelang nach Ufos gesucht haben.

Was wird besser in dieser?

Ufos fanden Pentagon sofort und drehten fluchtartig ab.

Vier Tage bleiben noch zur Rettung der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki – dann laufen ihre Start-und-Lande-Rechte aus. Gründer Niki Lauda will einen Investor finden. Wird er schnell genug sein?

Die Frage, ob Niki Lauda schnell genug ist, begleitet seinen beruflichen Werdegang. Die Airline mit Jeanspflicht am Hintern des Bordpersonals wurde, so Lauda, hinterrücks von Lufthansa ausgebeint – zwei oder drei Flugzeuge hat sie noch. Den Spaß, Air Berlin und seine Kükengesellschaften genüsslich zerlegen zu können, hat die Bundesregierung kurz vor der Wahl mit einem 150-Millionen-Euro-Kredit finanziert. Am Ende wird Lufthansa Niki aufgesogen haben oder liquidiert. Für den Steuerzahler gilt: Da während des Gemetzels jederzeit ­Turbulenzen auftreten können, bleiben Sie bitte auch während des Fluges auf den Schulden sitzen.

Im urkonservativen Alabama ist überraschend der Demokrat Doug Jones zum Senator gewählt geworden. Hoffnung auf ein Ende der Trump-Ära?

Okay, nehmen wir mal an: Es gäbe dort einen Republikaner, dem aktuell sexuelle Übergriffe gegen junge Mädchen vorgeworfen werden. Der als notorischer Grapscher Hausverbot im Supermarkt hatte. Der sein Amt als Richter wegen religiösen Eiferns bei Gericht verlor. Sich in Reden für den konservativen Führer Putin begeistert. Und zum Lob intakter Familienstrukturen die Zeit der Sklaverei hochleben lässt. Kurz – gegen so einen Designerirren hätte auch ein demokratischer Besenstil aufgestellt werden können. Und verloren. Vor einem Jahr. Dazwischen liegt #metoo und allgemein eine gewisse Ermüdung am Blöktainment der Ultrarechten.

Donald Trump will zum Mond und zum Mars. Sucht er nach Alternativplaneten, weil er das mit dem Klimawandel jetzt verstanden hat?

Liest man die Pläne für amerikanische, doch auch chinesische und russische Mond-Missionen, steht unserem Trabanten ungefähr die Karriere des Autobahnrastplatzes Ohligser Heide bevor. Treibstofflager, Unterkünfte, womöglich kann man zehn Sanifair-Pinkel-Schecks gegen eine Heimreise eintauschen oder so. Unterwegs zum Mars komme dem Mond Bedeutung als Relaisstation zu, oder, sagen wir mal, Begriffe wie Ummondverschmutzung oder Monduntergang eröffnen der Linguistik neue Perspektiven. Immerhin, bisher fingen taumelnde Despoten ihre Ablenkungskriege eher auf der Erde an.

Die SPD überlegt, ob sie in einer Groko oder einer Koko bessere Überlebenschancen hat. Journalist*innen faseln von „offener Ehe“, „Fremdgehen“ und „Polyamorie“. Wann hören Beziehungsmetaphern für die Politik endlich auf?

Was die Ära Merkel angeht, fehlt noch das Bild vom „Sex im Alter“. Um die Invektive „Sterbebegleitung“ mal dem Rhetorikteam von Christian Lindner zu überlassen. Obacht: Die aktuellen Umfragewerte – Union runter, SPD rauf, FDP aua – gelten dem dargebotenen Theater, jedoch noch lange nicht seinem Ergebnis. Familientheater schaut man gern, wenn’s nicht die eigene ist.

Da wir gerade vom Regieren sprechen: Beim Brexit muss Theresa May künftig alle wichtigen Entscheidungen mit dem Parlament abstimmen. Zerlegt sich das Königreich selbst?

Ein britischer Sektierer schlug vor, eine Volksabstimmung abzuhalten über die Frage, ob eine neuerliche Volksabstimmung abgehalten werden sollte zum Brexit. As far as I’m concerned: you may.

In Deutschland ist die Einkommensungleichheit so groß wie vor hundert Jahren, will der französische Ökonom Thomas Piketty herausgefunden haben. Hat die Demokratie nichts genutzt?

Anderen Berechnungen zufolge gehörte zu monarchischen Zeiten 1 Prozent der Bevölkerung alles – heute sind es immerhin schon 2,5 Prozent. Weitermachen.

Was wünschen Sie dem neuen sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer? Er soll ja zugänglicher sein als sein Vorgänger Tillich.

Er hat anderthalb Jahre Zeit, sich morgens das neue „Axe Nazi“ unter die Achseln zu schmieren und jederzeit moderaten Wählern anzubieten, mal eben duschen zu gehen. Mit Glück findet er einen Politikstil, der ungefähr heißt: „Ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber hey, du bezahlst, ich mach“.

Was machen die Borussen?

Erringen den Ehrentitel „bester 1. FC Köln neben dem 1. FC Köln“.

FRAGEN: KSCH, PWE

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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