Der Hype um Bitcoin und Co: Kryptos, Kryptos, Kryptos

Etliche Anleger suchen ihr Glück derzeit im Kryptogeld. Mehr als 1.400 Kryptowährungen sind bereits im Umlauf. Doch welche wird sich durchsetzen?

Eine Illustration von einer Hand und einer Bitcoin-Münze

Vielleicht eine Vorstellung von einem Bitcoin Illustration: Imago/Ikon Images

Sie heißen Bitcoin, Ripple, Ethereum, Litecoin oder Dash und sie versprechen Investoren enorme Gewinne. Dabei sind sie so etwas wie Lichtgestalten auf den Finanzmärkten: Parallelwährungen produziert für den virtuellen Raum. Über ihre Definition, ihre Einordnung in unser Geldsystem streiten sich Experten. Sie werden als Digitalwährungen bezeichnet. Doch bestehen sie den Vergleich zum Geld im klassischen Sinne, zu Währungen vergleichbar mit dem Euro, dem Dollar, dem Pfund?

Ökonomen ziehen drei Kriterien heran, um Geldeigenschaften zu bewerten: Die Tauschbarkeit solcher Einheiten, ihre Wertstabilität und ihre Eigenschaft als Recheneinheit. Doch den klassischen Kategorien hält das Digitalgeld kaum Stand. „Vor allem von stabilen Werten sind Kryptowährungen weit entfernt“, sagt Hermann Elendner von der Humboldt Universität. Für den Wirtschaftswissenschaftler bricht mit den Kryptowährungen eine neue Ära im Umgang mit Geld an.

Vor etwa neun Jahren tauchten die ersten Kryptowährungen auf. Was damals als Spielerei galt, lässt Investoren heute euphorisch werden. Ein Großteil sei Psychologie, sagt Elendner. Die Begeisterung ist derzeit sogar so groß, dass Unternehmen eigenes Kryptogeld auf den Markt werfen. Jüngstes Beispiel ist der Fotoausrüster Kodak. Allein die Ankündigung einen „Kodakcoin“ einzuführen, sorgte für enorme Kurssprünge der Unternehmensaktie. Damit katapultierte sich eine verschwunden geglaubte Firma wieder ins Interesse der Anleger. Andere Unternehmen ergänzten ihren Firmennamen um den Begriff Blockchain – lockten und gewannen damit neue Investoren.

Rund 1.400 Kryptowährungen sind derzeit gelistet. Bitcoin zählt zu den am häufigsten gehandelten Einheiten. Konkurrenz machen Ripple, Litecoin oder Ethereum, der Tausch Kryptowährung gegen Kryptowährung nimmt zu. In einigen Geschäften kann bereits mit Bitcoins bezahlt werden. Allerdings ist der Preis nach wie vor in Euro angegeben. Was Firmen und Anbieter von Plattformen für Kryptowährungen fasziniert, ist vor allem die Blockchain-Technologie, die hinter dem Digitalgeld steckt. Sie kann Transaktionen vereinfachen und preiswerter machen. „Die Grundidee ist Geld dezentral zu verwalten“, sagt Elendner.

Die Kryptowährung in Venezuela

Ob es tatsächlich die Bitcoins sind, die überleben werden, ist fraglich. Längst gibt es andere Währungen, die rein technisch besser funktionieren. „Neue Währungen zu machen, ist sehr leicht“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. „Aber der Wert entsteht erst dadurch, dass viele Anwender erreicht werden.“ Grundsätzlich schließt er nicht aus, dass Kryptowährungen zu einer Art Reservewährung werden.

Bitcoin: Der erste Bitcoin-Block wurde am 3. Januar 2009 erstellt und steht für die Geburt von Kryptogeld. Die ersten Bitcoins galten zunächst als wertlos – heute ist ihr Wert immens. Bitcoins zählen zu den am häufigsten genutzten Kryptogeld

Ripple: Seit 2012 gibt es das Zahlungssystem. Mit einem Marktanteil von knapp 15 Prozent macht Ripple Bitcoin starke Konkurrenz.

Ethereum: Taucht seit 2015 auf den Krypto-Plattformen auf und erhöht seinen Marktanteil stetig.

Litecoin, Dash, Iota: wecken verstärkt das Interesse der Anleger, da sie als technisch besser gelten.

In diese Richtung führt jetzt auch die Einführung des Petro in Venezuela. Doch: „Mit der Entscheidung für die Kryptowährung wird die humanitäre Krise im Land nicht gelöst werden. Das ist Augenwischerei“, sagt Laura von Daniels von der Stiftung für Wissenschaft und Politik. Sie spricht gar von einem wirtschaftlichen Aktionismus, den die venezolanische Regierung betreibt – und einer Spielart der politischen Führung, die aufgrund wirtschaftlicher Sanktionen nicht an ihr Geld kommt. Fraglich bleibt für die Finanzmarktexpertin, ob der Petro überhaupt im Hype um die Kryptowährung mithalten kann.

Der Bitcoinkurs hat sich am Mittwoch nach seinem heftigen Einbruch bei 11.300 Dollar stabilisiert. Am Dienstag war der Kurs um etwa 25 Prozent von rund 14.000 Dollar auf weniger als 11.000 Dollar eingebrochen. Auch viele andere Kryptowährungen verloren deutlich an Wert, darunter die zunehmend beliebten Bitcoin-Alternativen Ether und Ripple. Wesentlicher Grund für den Kurseinbruch waren Befürchtungen, dass der noch weitgehend unkontrollierte Handel mit Kryptowährungen reguliert werden könnte. (dpa)

Venezuela ist nicht der einzige Staat, der im Kryptogeld finanzielles Glück sucht. In Estland wird über die Investitionsalternative nachgedacht. Oder in Russland. Japan erkennt Kryptowährungen bereits als Zahlungsmittel an. Parallelwährungen in Staaten aufzulegen, ist kein neues Phänomen. Als die Staatskrise in Argentinien ihren Höhepunkt erreichte, legten einzelne Provinzregierungen neue Währungen auf – nicht im virtuellen, sondern im echten Leben. Die Quasiwährungen, also die Ersatzwährungen, verliefen jedoch dann schnell wieder im Sande.

Der Hype um die Kryptowährungen ist nicht ungebrochen. Grund dafür sind Ankündigungen den Handel zu regulieren. Südkorea erwägt Verbote. In China überlegt man offenbar starke Beschränkungen für Bitcoin-Schürfer. Grund hierfür ist der enorme Energieverbrauch. Um Bitcoins zu erzeugen, werden hohe Rechnerleistungen benötigt – und damit viel Strom.

Sollte die Regulierung folgen?

Dorothea Schäfer, Finanzexpertin beim DIW, spricht von einem Kapitalschwarzmarkt, der durch den Hype um die Kryptowährungen entstanden ist. Von einer staatlichen Regulierung der Digitalwährungen hält sie aber nichts. Strengere Regeln und Einschränkungen setzten voraus, dass die Parallelwährung von staatlichen Stellen anerkannt werde. „Dafür gibt es keinen Grund und dies liegt auch nicht im Interesse beispielsweise der EZB“, sagt die Finanzexpertin.

Wie lange Kryptowährungen solchen Erfolg haben werden, darüber wagen Experten wie Schäfer oder Elendner keine Prognose. Für Schäfer ist klar, dass der enorme Stromverbrauch oder auch das hohe Spekulationsrisiko letztlich zum Ende des Hypes führen werden. Sie bezweifelt zudem, dass so viele Parallelwährungen tatsächlich einen Zusatznutzen bringen. Das habe die Geschichte des Geldes vielfach gezeigt.

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