Rechtsextremer Front National: Konkurrenz durch „Patrioten“

In Frankreich gibt es eine neue rechtsextreme Partei. Gegründet hat sie ein früherer Weggefährte von Marine Le Pen.

Marine Le Pen spricht vor einem MIkrofon

Mittlerweile ohne Berater Florian Philippot: Der Front National (FN) um Marine Le Pen Foto: reuters

PARIS taz | Fünf Monate nach seinem Bruch mit Marine Le Pen und seiner bisherigen Partei, dem rechtsextremen Front Nation (FN), hat Florian Philippot am Sonntag in Arras in Nordfrankreich mit 500 Anhängern als Startkapital seine eigene Partei gegründet.

Angeblich aber sollen bereits mehr als 6.000 Sympathisanten ihr Interesse bekundet haben. Hauptstoßrichtung von „Les Patriotes“ ist die Forderungen nach einem „Frexit“, einem Austritt aus der EU. Das hatte auch im Zentrum der Kampagne der FN-Präsidentschaftskandidatin gestanden, die ihr Wahlduell mit Emmanuel Macron dann kläglich verlor.

Verantwortlich dafür machen Marine Le Pens Vertraute im Nachhinein ihren damaligen Chefstrategen Philippot. So wird aus der Nummer zwei des FN der Rivale Nummer eins.

Die anhaltende Krise der Europäischen Union mit der Flüchtlings- und Migrationsfrage als politischem Schauplatz macht aus dem „Souveränismus“, der Doktrin der EU-Gegner, eine politische Marktlücke. Der FN hatte dieses Thema zu Gunsten der Propaganda gegen Islam und Immigration zuletzt weniger stark im Fokus.

Offiziell belibt Marine Le Pen gelassen

Anders als die traditionell xenophoben und rassistischen Hetzparolen der extremen Rechten stößt die Kritik an der EU, am Euro und am Schengen-Abkommen auch bei linker Wählerschaft auf Zustimmung. Nicht zufällig war Philippot vor seinem steilen Aufstieg in der FN-Führung ein Berater des linken ex-sozialistischen Politikers Jean-Pierre Chevènement gewesen.

Offiziell gibt sich Marine Le Pen gelassen. Sie sagt, sie fürchte keine Konkurrenz. Wie schon ihr Vater, mit dem sie unversöhnlich verkracht ist, meint sie, ihre Anhänger wüssten allemal, „das Original von der Kopie zu unterscheiden“. Zugleich aber plant sie in Hinblick auf den nächsten Parteikongress Anpassungen, die ganz in die Richtung der Kritik gehen, die Philippot am FN geäußert hatte.

FN-Parteitag richtungsweisend

So soll selbst der Name geändert und auch die Bündnispolitik überdacht werden. Der FN-Parteitag im März wird zur Existenzfrage für beide: Der FN und die Patrioten-Bewegung können neben den unter der neuen Führung von Laurent Wauquiez ebenfalls nach rechts abdriftenden Konservativen kaum bestehen.

Zunächst sind Philippots unheimliche „Patrioten“ bloß eine zusätzliche Sorge für Marine Le Pen. Ernsthafte Schwierigkeiten könnten ihr aber bei kommenden Wahlen durch die Konkurrenz erwachsen. Der von ihr selber lange geförderte Philippot ist aus den Medien bekannt. Zudem hat er Unterstützung von nationalistischen und rechtspopulistischen Parteien in Europa erhalten, für die der FN bisher – nicht zuletzt wegen der bestehenden Erblasten von Jean-Marie Le Pen – als Partner nie infrage kam.

Das könnte bei den nächsten EU-Wahlen sichtbar werden. Die „Patrioten“ dürften den FN Stimmen klauen. Im besten Fall für Philippot beendet er die historische Vorherrschaft der Familie Le Pen in der nationalistischen Rechten Frankreichs. Für die Gegner der extremen Rechten ändert sich damit wenig.

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