Nachruf auf Achim Bergmann: Eine treue Seele

Bergmann verkörperte die Idee des linken und antielitären Verlegers. Der Gründer des Trikont Musikverlags ist am Donnerstag gestorben.

Porträt Achim Bergmann

Achim Bergmann ist am 1. März 2018 gestorben Foto: Sebastian Weidenbach/Trikont/dpa

Keine Buchmesse ohne Trikont. Keine Buchmesse ohne Eva und Achim. Keine ohne freundschaftliches Palaver am Trikont-Stand. Mit obligatorischer Strenge herbeigewinkt, Platz nehmen, neue Cover der Trikont-Musikalben betrachten – „host des scho ghört“ – darauf eine Einschätzung zur Lage der Nation, der Linken, ihres Geschmackes und: der Verkäufe. Achim Bergmann verstand all dies mit Schärfe und Charme zu verbinden, dialogisch. Und am Ende der tiefe Blick in die Augen: In Herrgotts Namen wenn schon nicht den Söllner („der braucht euch nicht“), dann doch bitte die neue „­Kofelgschroa“ oder „Attwenger“ besprechen, „Pflicht für die taz!“

Achim Bergmann verkörperte zusammen mit Eva Mair-Holmes die Idee des linken unabhängigen und antielitären Verlegers in der Bundesrepublik. Als internationalistischer Buchverlag, angelehnt an italienische Autonomie- und deutsche Spontibewegung, 1967 gegründet, wandelte man sich im Laufe der 1970er Jahre zum Plattenlabel „Trikont – Our own voice“.

Das Label glänzte in der Folge und bis heute mit musik­historischen Samplern, Black Music, veröffentlichte aber eben auch bajuwarisch-plebejische Volksmusiken, finnischen Tango oder griechischen Rembetiko. Warum sollten sich nicht auch in Europa wunderbar dunkle Traditionen finden außerhalb faschistischer Folklore, an die sich im Geiste der neuen Linken ästhetisch anzuknüpfen lohne? Aktuell finden sich auf dem Label neben jungen Popmusiken aus Bayern auch welche wie Kinderzimmer Productions oder Postpunk von Bernadette La Hengst.

Eva Mair-Holmes und Achim Bergmann blieben mit ihrem Plattenlabel über Jahre hinweg ein Anziehungspunkt unter den mitunter etwas sauertöpfisch auftretenden links-unabhängigen Verlagen auf den Buchmessen. Sie genossen dort ihre soundbedingte Sonderstellung.

Letzten Herbst wurde Achim Bergmann am Stand der rechten Junge Freiheit durch einen Faustschlag ins Gesicht niedergestreckt. Für Bergmann nichts Weltbewegendes, „das war halt ein blöder Depp“. Beim Konzert zum 50-jährigen Trikont-Jubiläum im November in Berlin war er guter Dinge. Und wir diesen März in Leipzig auf der Messe verabredet. Daraus wird nun nichts. Am 1. 3. ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.

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