Schilys Spendenaffäre

Islamischer Verein wehrt sich gegen Terror-Verdacht

Otto Schilys Schlag gegen islamische Vereine in NRW wird von den Betroffenen nicht einfach so hingenommen. Die „Islamische Wohlfahrtsorganisation“ (IWO) mit Sitz in Herne weist den Vorwurf von Bundesinnenministers (SPD) zurück, sie sammle Spenden für die militante Palästinenser-Organisation Hamas.

Schily hatte am Montag gegen den Verein Ermittlungen eingeleitet und Büroräume durchsuchen lassen. „Wir spenden nicht an Hamas oder Hamas-nahe Organisationen“, sagte der Vorsitzende Ahmad Aweimer gestern in Bochum. Die IWO sammle Spenden für soziale Projekte in Palästina.

Für Schily kein Argument: Da die sozialen und terroristischen Aktivitäten der Hamas untrennbar miteinander verknüpft seien, sei die finanzielle Unterstützung von Hamas-Sozialvereinen eine mittelbare Finanzierung der terroristischen Aktivitäten der Organisation.

Mit derselben Begründung hat der Bundesinnenminister die islamische Spendenorganisation „Yatim Kinderhilfe“ aus Essen verboten. Sie soll eine Nachfolgeorganisation des 2002 verbotenen Vereins Al Aqsa sein. Wie ihr Vorgänger sammle Yatim Kinderhilfe Spenden, um sie an Organisationen der Terrorgruppe Hamas in den palästinensischen Gebieten weiterzuleiten.

Der Herner Verein will jetzt ein Verbot mit allen Mitteln verhindern. Vorsitzender Aweimer forderte gestern Schily auf, eine Liste vorzulegen, für wen gespendet werden dürfe und für wen nicht. Bis dahin würden Palästina-Projekte auf Eis gelegt. Andere Hilfen würden fortgesetzt, darunter die Ramadan-Abgabe zu Gunsten von Waisenkindern aller Religionen der Flutopfercamps in Sri Lanka.

Der Imam, der sowohl dem Islamischen Bund Dortmund als auch dem Islamischen Kulturverein Bochum vorsteht, hat einen guten Ruf zu verlieren: Er ist im Ruhrgebiet bekannt für seine Aufklärungsarbeit über den Islam sowie für seine guten Kontakte zu christlichen und jüdischen Gemeinden. Das ist wohl auch der Grund, warum die Evangelische Studierendengemeinde Bochum ihm den Rücken stärkt: Für den Vorwurf einer Zusammenarbeit zwischen IWO und Hamas gebe es keine Anhaltspunkte.

Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP) folgt seinem Bundeschef blindlings: Er begrüßte die Durchsuchung von insgesamt 27 Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen und sprach von einem „Erfolg im Kampf gegen den islamischen Extremismus“.

NATALIE WIESMANN