Kommentar Nord- und Südkorea: Zeit für einen Burger mit Kim

Pjöngjangs Gesprächsbereitschaft richtet sich nicht nur an Seoul. Der Vorstoß bringt auch die US-Regierung in eine knifflige Situation.

Ein Mann winkt

Kim Jong Un Foto: ap

Das nordkoreanische Regime hat erneut eindrücklich unter Beweis gestellt, dass es sein diplomatisches Handwerk brillant beherrscht: Erstmals – und das ist gar nicht deutlich genug hervorzuheben – hat es sich öffentlich dafür ausgesprochen, über sein Atomprogramm zu verhandeln.

Damit präsentiert sich Kim Jong Un als vermeintlich verantwortungsvolles Staatsoberhaupt auf dem internationalen Parkett. Zudem bringt sein Vorstoß nicht zuletzt die Amerikaner in eine knifflige Situation: Sollte US-Präsident Donald Trump nämlich nicht auf die Gesprächsbereitschaft eingehen, wie es zweifelsohne einige seiner republikanischen Berater fordern werden, würde dies unweigerlich für Unmut in Seoul sorgen. Ein Zwist innerhalb der jahrzehntealten USA-Südkorea-Allianz wäre die Folge – und die Parteikader in Pjöngjang hätten allen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen.

Washington wäre jedoch gut beraten, Nordkoreas Avancen ernst zu nehmen. Nicht nur, weil solch diplomatische Chancen mit Nordkorea überaus rar gesät sind. Sondern vor allem auch wegen des günstigen Zeitpunkts: Donald Trump kann – möglicherweise zu Recht – vor seinen Wählern das Einlenken Nordkoreas als Erfolg seiner eisernen Sanktionspolitik verbuchen.

Vieles deutet tatsächlich darauf hin, dass man in Pjöngjang eingesehen hat, dass ein stures Festhalten am Provokationskurs die Sicherheit des Regimes bedrohen würde – vor allem durch die massiven Wirtschaftssank­tio­nen, die früher oder später die Bevölkerung gegen die Elite aufbringen könnten. Zudem scheint Washington glaubhaft vermittelt zu haben, dass es im Notfall tatsächlich nicht vor einem Präventivschlag zurückschrecken würde – auch wenn dies die südkoreanische Bevölkerung als politische Geisel gefährdet.

Und wer, wenn nicht Donald Trump, wäre der richtige US-Präsident, um sich medienwirksam mit Kim Jong Un „auf einen Burger“ zu treffen, wie es der Eximmobilienhai während seines Wahlkampfs formuliert hatte? Ohne Frage würde dieser Egoboost von historischer Dimension den narzisstisch veranlagten Trump ganz besonders reizen.

Zunächst aber steht das dritte innerkoreanische Gipfeltreffen Ende April an. Auch dieses wird historische Symbolkraft in sich tragen, wenn Kim Jong Un zum ersten Mal seit seiner Machtübernahme 2011 auf ein amtierendes Staatsoberhaupt trifft – ausgerechnet im Friedensdorf Panmunjom entlang der Waffenstillstandslinie, die die beiden Koreas seit Kriegsende 1953 trennt.

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Seit 2019 China-Korrespondent mit Sitz in Peking. Arbeitete zuvor fünf Jahre lang als freier Journalist für deutschsprachige Medien in Seoul, Südkorea. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.

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