die dritte meinung
: Entwicklungshilfe an der Supermarktkasse? Funktioniert nicht, sagt Kathrin Krause

Kathrin Krause

ist Referentin für nachhaltigen Konsum beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der Dachorganisation von 41 Verbraucherverbänden.

Mit den Produkten von „Share“ wird ein falsches Signal gesendet. Share vermittelt, mit der Kaufentscheidung etwas Gutes zu tun. Etwa so wie: „Wenn du deinen Teller leer isst, müssen die Kinder in Afrika nicht hungern.“ Diese Verantwortung liegt aber vor allem in den Händen der Politik. Verbraucher können die Versäumnisse der Politik nicht ausgleichen.

Auf den ersten Blick hat Share Charme. Denn es zeigt, was alles möglich wäre, um nachhaltigen Konsum mit Unterstützung des Einzelhandels zu fördern:

Rewe und DM sind Share bei ihren eigenen Margen deutlich entgegengekommen. Daraus kann man schließen, dass „Spielraum“ bei der Einkaufspolitik der Händler besteht. Statt Lieferanten und Erzeuger im Preis zu drücken, sollte Produkten aus öko-fairem Handel mehr Bewegungsfreiheit gewährt und den Produzenten höhere Preise gezahlt werden, um die Produkte besser im Angebot zu etablieren.

Jeder Artikel ist mit einem Tracking-Code versehen, der anzeigt, wo die Hilfe ankommt. Sinnvoller wäre es, Verbraucher könnten transparent bei sämtlichen Produkten des Sortiments nachvollziehen, woher Zutaten stammen und unter welchen Bedingungen sie geerntet wurden. Diese Transparenz wünschen sich Verbraucher und sie führt zu mehr Vertrauen in nachhaltigen Konsum.

Share stützt sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Doch auch die Pflicht des Staates und die Verantwortung der Unternehmen zur Achtung der Menschenrechte wurden von den Vereinten Nationen in Leitprinzipien festgeschrieben. Die neue Bundesregierung muss endlich alle Unternehmen gesetzlich zu ihrer Einhaltung verpflichten. Es kann nicht sein, dass einzelne Händler diese als „Alleinstellungsmerkmal“ nutzen, um höhere Umsätze zu erzielen. Bei meiner Kritik geht es weniger um Share. Vielmehr geht es um Politikversagen bei der Sicherstellung von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen in den Lieferketten unserer Supermarktprodukte.

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