Belagerung von Ost-Ghouta: Das Rebellengebiet schrumpft

Die syrische Armee weitet ihre Angriffe auf die Region bei Damaskus aus. Dort leben etwa 400.000 Menschen. Die Rebellen wollen nicht aufgeben.

Ein Kind mit einem Schlauch ind er Nase

Nach einem Angriff vergangene Woche auf die Stadt Hamuriya erhält ein verletztes Kind erste Hilfe in einem Krankenhaus in Ost-Ghouta Foto: dpa

In der Region Ost-Ghouta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus haben anhaltende Luftangriffe und vorrückende Bodentruppen der syrischen Armee und ihrer Verbündeten dazu geführt, dass die Enklave in mehrere Teile zerfallen ist. So wurden die Städte Duma und Harasta voneinander isloliert sowie die Stadt Mesraba erobert. Auch am Sonntag hielten die heftigen Gefechte an. Bei der Offensive sind mittlerweile mehr als 1.100 Zivilisten ums Leben gekommen. Laut offiziellen Angaben verließ eine erste Gruppe von Kämpfern das Gebiet am Freitagabend.

Die Ost-Ghouta wird seit 2013 von Soldaten der syrischen Armee und deren Verbündeten belagert. Im Dezember begannen die Bombardements der syrischen und russischen Luftwaffe; zunächst im westlichen Teil der Ost-Ghouta. Ganze Stadtviertel wurden in Schutt und Asche gelegt, wie Satellitenaufnahmen zeigen. Tausende Familien verloren ihr Zuhause.

Seit etwa drei Wochen wird auch der östliche Teil der Ost-Ghouta massiv bombardiert; die Menschen sitzen in Kellern oder versuchen, sich in vermeintlich sicherere Gebiete abzusetzen.

Die syrische Regierung begründet ihre Angriffe damit, sie wolle den Mörserbeschuss von Kämpfern aus der Ost-Ghouta auf Damaskus unterbinden. Doch für das Vorgehen in der Ost-Ghouta gibt es Beispiele. Nach der Bombardierung von Ost-Aleppo im Dezember 2016 oder den Angriffen auf die Stadt Daraja bei Damaskus im September des gleichen Jahres wurde der Bevölkerung letztendlich freies Geleit angeboten; die Unterlegenen wurden mit Bussen in die Provinz Idlib gebracht, neben der Ost-Ghouta das letzte größere Rebellengebiet.

Präsident Baschar al-Assad hat aus seinem Ziel, das ganze Land – mit Hilfe seiner russischen und iranischen Freunde sowie der libanesischen Hisbollah – zurückzuerobern, nie ein Hehl gemacht. Auch in der Ost-Ghouta dürfte es früher oder später zu einer erzwungenen Umsiedlung kommen.

Die Reaktionen

Vertreter der Rebellengruppe Freie Syrische Armee sagten am Samstag, sie wollten nicht aufgeben. Salwa Aqsoy, Vizepräsidentin der oppositionellen Syrischen Koalition mit Sitz in Istanbul, sagte, die anhaltenden militärischen Angriffe Russlands ­gegen syrische Zivilisten zur Unterstützung des Assad-Regimes würden die Bevölkerung nicht davon abhalten, Freiheit, Würde und den Sturz des Regimes einzufordern. „Versuche, das Assad-Regime zu reproduzieren, werden zum Scheitern verurteilt sein“, fügte sie hinzu. US-Verteidigungsminister James Mattis warnte die syrische Regierung vor einem Einsatz von Chemiewaffen.

Für Assad wäre die Vertreibung von Kämpfern und Oppositionellen aus der Ost-Ghouta der größte Sieg seit der Rückeroberung von Aleppo, für seine Gegner die größte Niederlage. Fatal wäre dies auch für die Provinz Idlib, die bereits Vertriebene aus anderen Orten aufgenommen hat.

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