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: Malen nach Zahlen

Viel oder wenig, Zunahme oder Abnahme, abgewatscht oder abgeklatscht: Mit den Zahlen ist es so eine Sache – das zeigt sowohl die Münchener Polizei als auch die SPD

Für manche Menschen sind Zahlen alles, für andere bleiben sie das berühmte Buch mit den, äh, wie vielen Siegeln noch mal? Insbesondere im politischen oder polizeilichen Bereich jedenfalls bedürfen Zahlen immer einer Einordnung. Das Polizeipräsidium München etwa erklärte dieser Tage im „Sicherheitsreport 2017“ mit schöner Offenheit, worauf die Zunahme der Straftaten im sogenannten „Phänomenbereich politisch motivierte Kriminalität – Ausländer/Ausländische Ideologie“ um „+49 Delikte“ zurückzuführen sei. „Der Anstieg liegt insbesondere in folgendem Sachverhalt begründet: Ein 29-jähriger deutscher Münchner veröffentlichte auf seinem Facebook-Profil unter anderem verbotene Symbole der Organisationen ‚YPG‘, ‚YPJ‘ und ‚PYD‘, alle der verbotenen Organisation ‚PKK‘ nahe stehend. Diese Beiträge wurden von anderen Facebook-Nutzern geteilt und somit erneut veröffentlicht [sic], was zahlreiche Strafanzeigen, zum Teil über das Bundesgebiet verteilt, nach sich gezogen hat. Das Ermittlungsverfahren war zum Zeitpunkt der Berichtserstellung noch bei der Staatsanwaltschaft München I anhängig.“

Weniger selbstkritisch als die Münchener Polizei geht die Bundes-SPD mit Zahlen um. Diesen Part übernahmen bei einem Ergebnis von 66,35 Prozent, mit dem Andrea Nahles am Sonntag zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde, auch nur zu gerne die politischen Analysten. „Mieses Ergebnis“, „schwacher Auftakt“, „eher dünn“ – alle scheinen sich mal wieder einig zu sein.

Dabei ist es so: Es ist egal, mit einem wie schlechten Ergebnis Nahles gewählt wurde. So wie es egal war, welch stalinistische Prozentzahlen Martin Schulz vor einem Jahr abbekam. Nahles ist Vorsitzende und kann nun damit etwas anfangen, etwas tun, soweit sie eben eine Vorstellung hat, was das denn sein könnte, dieses „etwas tun“.

Es erscheint dabei nicht ausgeschlossen, dass ihre beste Option die sein könnte, schlicht das Angezähltsein von Angela Merkel durch die eigenen Leute abwartend zu begleiten. Auf konkrete Zeitangaben in Zahlen darf sie dabei allerdings nur bedingt hoffen, ist doch – wiederum bei den Beobachtern – lediglich von einer „Amtszeit des Abschieds“ beziehungsweise von einem „langen Abschied“ respektive von einer Zeit nach Angela Merkel, die schon angebrochen sei, die Rede.

Ambros Waibel