Klimawandel bedroht den Kuckuck: Alle Vögel sind schon da

Der Kuckuck kommt zur Zeit aus seinem Winterquartier zurück. Wegen des Klimawandels steht der Vogel mit Vorwarnung auf der „Roten Liste“.

Zwei fliegende Kuckucke

Spät kommt er an, der Kuckuck, und früh fliegt er wieder gen Süden Foto: imago/blickwinkel

BERLIN taz | Jetzt hat er es also endlich geschafft. Nach 9.000 Flugkilometern ist der Kuckuck aus seinem Winterquartier zurück. „Wir haben bereits über 3.000 Meldungen“, sagt Sonja Dölfel, Sprecherin des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern, bei dem Kuckuckfreunde ihre Beobachtungen melden. Auch weiter im Norden wird der Kuckuck in diesen Tagen erwartet. Das Blöde allerdings: All die anderen Vögel sind schon da!

Das wird zunehmend zur Bedrohung. „Der Kuckuck ist die meiste Zeit unterwegs, bei uns ist er nur ein paar Monate“, sagt Dölfel. Allerdings sind das entscheidende Monate: Hier nämlich zieht der Kuckuck seine Jungen auf, korrekter: Er lässt aufziehen. Statt sich selbst zu kümmern, legt er seine Eier in die Nester sogenannter Wirtsvögel wie Teichrohrsänger, Gartenrotschwanz oder Grasmücke.

Nach nur zwölf Tagen Brut schlüpfen die Kuckuckskinder – in der Regel eines pro Gelege – und stoßen ihre „Geschwister“ aus dem Nest. In der dritten Woche sind sie von den Eltern meistens so gut versorgt, dass sie größer sind als sie. Ausgewachsen ist der Kuckuck taubengroß, ein exzellenter Flieger, der bereits Ende Juli gen Winterquartier abreist.

Der Frühling beginnt bei uns immer früher

Nun macht dem Kuckuck zunehmend der Klimawandel zu schaffen. In den vergangenen fünf Jahrzehnten begann der Frühling bei uns immer früher. Dann sind die Wirtsvögel vielerorts längst Eltern geworden. Ihr Brutbeginn richtet sich nach Temperatur und Nahrungsangebot. Wenn der Kuckuck bei uns eintrifft, hat er zunehmend Probleme, seine Eier unterzuschieben.

„Anders als der Frühjahrsanfang hat sich der innere Kompass des Kuckucks nicht geändert“, sagt Sonja Dölfel. Seit zehn Jahren kartiert der Landesbund sein Eintreffen, „bislang ohne nennenswerte Veränderungen“. Was nicht verwundert, denn der Kuckuck zieht nicht einfach nur. Nach seinem Überflug der Sahara folgt erst einmal eine 45-tägige Erholungsphase in der östlichen Sahelzone, um rechtzeitig nach der Regenzeit das reiche Nahrungsangebot der Regenwälder Zentralafrikas zu erreichen. Zurück geht es ab Februar, mit Zwischenstopps in Westafrika und Italien.

In Deutschland steht der Kuckuck deshalb nun mit einer Vorwarnung auf der „Roten Liste“. Weniger als 69.000 Paare soll es noch in Deutschland geben, mit abnehmender Tendenz. Allerdings ist das für Rotkehlchen, Teichrohrsänger oder Zilpzalp keine beruhigende Nachricht: Nur etwa ein Prozent ihrer Nester ist von einem Kuckuckskind betroffen, somit also keine Gefahr für die Gattung.

Und nicht nur die Erderwärmung bedroht den Bestand des Kuckucks: Auch die intensive Landwirtschaft mit ihrer Chemie sorgt dafür, dass der Kuckuck immer weniger Gelegenheit findet, jemandem ein Ei unterzuschieben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.