Aprilscherz mit Hamburgs Polizeichef: Lustiger als die Polizei erlaubt

Ein Berliner Polizist verkündet am 1. April, dass Hardliner Dudde Berlins neuer Polizeichef werde. Dudde beschwert sich; dem Beamten drohen Konsequenzen.

Der Hamburger Polizist Hartmut Dudde

Absolut humorfrei: Hartmut Dudde bei einer Pressekonferenz im Juni 2017 Foto: dpa

Es war ein extrem gut gemachter Aprilscherz: Hartmut Dudde solle neuer Polizeipräsident von Berlin werden. Das teilte Oliver von Dobrowolski, Vorsitzender des Vereins Polizei Grün, am 1. April 2018 auf Twitter mit. Erfahren habe er dies aus „sicherer Quelle“.

Dudde war Gesamtpolizeiführer beim umstrittenen Einsatz beim G20-Gipfel im Sommer 2017 in Hamburg. Für die schwersten Ausschreitungen in der Geschichte der Hansestadt ist der Mann, der als Hardliner gilt, zumindest mitverantwortlich. Doch obwohl die parlamentarischen Untersuchungen noch andauern, ist Dudde in Hamburg inzwischen zum Chef der gesamten Schutzpolizei befördert worden.

Offenbar ist er damit nicht ausgelastet. Zudem erweist sich der Hanseat, der unter dem rechtspopulistischen Innensenator Ronald Schill Anfang der 2000er-Jahre groß geworden ist, als absolut humorfrei. In einem Brief mit dem Betreff Dienstaufsichtsbeschwerde hat sich Dudde bei der neuen Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik über den Verfasser des Aprilscherzes beklagt. Polizeisprecher Winfrid Wenzel bestätigte am Freitag den Eingang des Schreibens auf Nachfrage.

Zum Inhalt wollte Wenzel nichts sagen. Nur so viel: Dudde habe sich in dem Schreiben als Privatmann und als hochrangiger Polizeibeamter über Oliver Dobrowolski beschwert. Der Vorsitzende von Polizei Grün arbeitet in der Präventionsstelle im Polizeipräsidium. Außerdem ist er Konfliktmanager der Polizei. Als solcher war er auch beim G20-Gipfel eingesetzt.

Seine Eindrücke von den Ereignissen sind in einem Blog nachzulesen. Auch an Dudde, den Dobrowolski einen ausgemachten Hardliner nennt, spart er nicht mit Kritik. Letztlich habe Dudde beim G20-Gipfel eine falsche, weil nicht mehr zeitgemäße Taktik eingeschlagen.

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Der gut gemachte Tweet schaffte es nicht nur die Charts der zehn besten Aprilscherze Berlins, sondern auch in die Meldungsspalten der Tageszeitungen. „Geschockt, weil geglaubt“, heißt es in einer Antwort auf Dobrowolskis Tweet. Es war nicht der einzige Kommentar dieser Sorte. Tags drauf bekannte Dobrowolski in seiner Auflösung: „Hartmut Dudde wird nicht Polizeipräsident von Berlin. Höchstens in manchen dunklen Alpträumen am 1. April.“

Barbara Slowik wurde am 10. April zur neuen Berliner Polizeipräsidentin ernannt. Duddes Dienstaufsichtsbeschwerde traf kurz danach ein. Offenbar hatte er so lange damit gewartet.

„Auch ein Einsatzleiter wie Dudde muss Spaß verstehen“

Benedikt Lux, Grüne

Die Reaktion: Dobrowolski wurde eigenen Angaben zufolge von seiner unmittelbaren Vorgesetzten vor circa zwei Wochen in einem Gespräch mit der Beschwerde Duddes konfrontiert. Er sei auf das Mäßigungsgebot für Beamte hingewiesen worden. Bei den Tweets, die er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender von Polizei Grün schreibe, dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass er Kollegen diffamiere. Das Schreiben selbst habe er ­jedoch nicht zu ­lesen bekommen, so Dobrowolski zur taz. Er hoffe, die Sache sei damit erledigt.

Polizeisprecher Wenzel erklärte dagegen am Freitag, „der Drops ist noch nicht gelutscht“. Über mögliche Konsequenzen könne er noch nichts sagen. Aber: „Dieser Aprilscherz ist überhaupt nicht komisch.“

Dazu der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux: „Meine Güte. Ich erwarte, dass die Polizeiführung kein Fass aufmacht.“ Schließlich müsse auch ein Einsatzleiter wie Dudde Spaß verstehen.

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