Korruption in Malaysia: 28 Millionen Dollar, 150 Luxustaschen

Bei Razzien in Wohnungen des Ex-Premierministers Najib Razak und seiner Frau findet die Polizei Bargeld, Juwelen und viele teure Handtaschen.

Expremier Najib Razak mit einem erhobenen Zeigefinger vor seinem Mund

War da was faul im Staate Malaysia? Psssst … der frühere Premier und Finanzminioster Najib Razak Foto: ap

BANGKOK taz | Am 9. Mai dieses Jahres wurde Malaysias regierende Koalition „Nationale Front“ abgewählt. Sie war seit der Unabhängigkeit vor über sechzig Jahren an der Macht. Der Premierminister Najib Razak und seine Kamarilla aus gierigen, korrupten und arroganten Kumpeln hatten Malaysia an die Wand gefahren. Eine zentrale Rolle in Najibs „Kleptokratie“ spielte seine Gattin Rosmah Mansor.

Was einst für Imelda Marcos ihre nach der Flucht gefundenen 3.000 Paar Schuhe waren, das sind für die luxusbesessene Rosmah Handtaschen der Luxusmarke Hermès Birkin.

150 Stück der zwischen 12.000 und 30.000 Dollar teuren Taschen, manche vollgestopft mit kostbaren Juwelen, sowie säckeweise Bargeld im Gesamtwert von rund 28 Millionen Dollar beschlagnahmte die Polizei kürzlich bei Razzien in diversen Wohnungen des Paares in Kuala Lumpur. Die Zahlen gab die Polizei erst an diesem Freitag bekannt.

Najibs Cash sowie Rosmahs Birkin Bags und Juwelen sind aber nur Peanuts im Vergleich zu den rund vier Milliarden US-Dollar, die unter Najib als Premier- und Finanzminister aus dem staatlichen Investitionsfonds 1MDB verschwunden sind.

„Spende eines Gönners“?

Immerhin 700 Millionen davon tauchten, wie das Wall Street Journal enthüllte, auf einem Privatkonto Najibs auf. Das sei eine „Spende“ eines saudi-arabischen Gönners, erklärte Najib seinerzeit.

Den Namen des edlen Spenders verrät Najib nicht. Er muss sich deshalb inzwischen vor der Antikorruptionsbehörde verantworten. Bisher war der „Dieb“ von Kuala Lumpur, wie der neue Premierminister Mahathir Mohamad seinen Vorgänger nennt, gegen jeden vorgegangen, der Aufklärung über den 1MDB-Skandal verlangte.

Der Generalstaatsanwalt war von Najib ebenso geschasst worden wie eine Reihe kritischer Minister. Und wenige Tage vor der Parlamentswahl peitschte Najib ein Gesetz gegen „Fake News“ durch das Parlament, mit dem erklärtermaßen jede Berichterstattung über 1MDB unterbunden werden sollte.

Wiederaufnahme von ungelöstem Mordfall

Najibs zehn Jahre währendes Regime war reich an Skandalen. Die neue Regierung scheint jetzt entschlossen, Ermittlungen in Fällen wie dem der Korruption bei dem Kauf französischer U-Boote und in diesem Zusammenhang an der Ermordung der Übersetzerin Shaariibuugiin Altantuyaa wieder aufzunehmen.

Die junge Mongolin, die eine Affäre mit Najib gehabt haben soll, war 2006 mit Granaten der malaysischen Armee in der Nähe von Kuala Lumpur in die Luft gesprengt worden.

Der Korruptionsgipfel aber bleibt der 1MDB-Skandal, in dem Staatsanwaltschaften in mindestens fünf Ländern ermitteln. Dubiose Geschäftsleute aus Najibs Umfeld sollen unter anderem für Hunderte Millionen Dollar im Ausland sündhaftteure Immobilien sowie Gemälde von Monet und van Gogh erworben haben.

Riza Aziz, Rosmahs Sohn aus erster Ehe, hatte sich mit 1MDB-Millionen als Finanzier des Blockbusters „Wolf of Wall Street“ betätigt.

Milliarden malaysische Ringgit im 1MDB-Fall mögen das Vorstellungsvermögen von Normalsterblichen übersteigen. Endlich verständlich wurden Korruption und Hybris aber, als Rosmah als „normale Hausfrau“ öffentlich über die 1.200 Ringgit (257,00 Euro) lamentierte, die sie ihrem Privatfriseur blechen musste – pro Sitzung. Das sorgte für Wut und Empörung in einem Land, in dem der offizielle Mindestlohn bei 1.000 Ringgit (214,00 Euro) im Monat liegt.

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