Schwarze Pumpe?

Die Legende geht so: Am Ende des dreißigjährigen Krieges sollen marodierende schwedische Soldaten die Bewohner der kleinen Ansiedlung zwischen Leipzig und Cottbus drangsaliert haben. Um sich zu schützen, strichen die Bewohner nachts eine Wasserpumpe schwarz an. Im Mittelalter galt dies als Zeichen für den Ausbruch der Pest, die Soldaten verließen den Ort fluchtartig. Zur Erinnerung bauten die Einwohner neben der Pumpe ein Gasthaus und nannten es „Schwarze Pumpe“.

Knapp 300 Jahre später wurde der Name des Örtchens berühmt: 1955 beschloss der DDR-Ministerrat, ein großes Kohleveredlungskombinat in der Lausitz aufzubauen. Die Baustellenleitung errichtete ihr Hauptquartier in der Gastwirtschaft „Schwarze Pumpe“ und meldete sich am Telefon mit „Ja, Schwarze Pumpe“. Damit war der Name der Industrieansiedlung geboren.

Mit einer sowjetischen Planierraupe führte Fritz Selbmann, DDR-Minister für Schwerindustrie, im August 1955 den „ersten Spatenstich“ zum Aufbau des Kombinats aus. Ein Jahr später wurde die nahe gelegene Stadt Hoyerswerda als sozialistische Wohnstadt für die Belegschaft gebaut. Die komfortablen Wohnungen der Plattenbausiedlung waren begehrt. Allerdings fehlten kulturelle und sportliche Einrichtungen.

Mit der Schwarzen Pumpe verfolgte die DDR-Führung das Ziel, fehlende Rohstoffe selbst herzustellen, um nicht von Importen abhängig zu sein. Die Braunkohle wurde ab 1959 zur Brikett- und Stromherstellung und ab 1964 zur Gasproduktion genutzt. 1990 wurde das Kombinat in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Seit 1998 betreibt der Vattenfall-Konzern dort ein neues Kraftwerk.

FABIAN KRÖGER