Gruppe B: Marokko – Iran: Das Comeback der Vuvuzelas

Marokko mit viel Spielfreude, Iran hilft sich mit Fouls: Am Ende wird das Spiel nicht zuletzt wegen zahlreicher Unterbrechungen sehr zäh.

Zwei Spieler im Zweikampf

Marokkos Amine Harit (l) im Zweikampf mit Irans Omid Ebrahimi Foto: dpa

Die Voraussetzungen: Politisch herrscht Schweigen, Marokko beendete jüngst die diplomatischen Beziehungen zum Iran. Nun bekommen sie es auf dem Feld miteinander zu tun, die Spannungen haben dort hoffentlich keinen Platz. Die Nordafrikaner um Ex-Bayern-Profi Medhi Benatia grämten sich gerade erst ob der Wahlniederlage um die Vergabe der WM 2026, gehen somit vielleicht mit extra Motivation und auf jeden Fall leicht favorisiert ins Auftaktspiel der Gruppe B. Beiden Teams werden höchstens Außenseiterchancen zugerechnet, müssen sie doch noch gegen den amtierenden Europameister Portugal und dessen Vorgänger Spanien ran.

Das Ergebnis: 0:1 (0:0)

Das Spiel: Ein unterhaltsam angelaufenes Spiel, das vor allem von der attraktiven Spielweise der Marokkaner profitierte und in der ersten Halbzeit auch trotz zahlreicher Fouls der Iraner nicht an Fluss verlor, ebbt im zweiten Durchgang merklich ab. Die Unterbrechungen häuften sich, die spielstärkeren Nordafrikaner konnten zeitweise über 80 Prozent Ballbesitz kaum mehr in Chancen ummünzen. Am Ende entscheidet ein Eigentor des St. Pauli-Stürmers Aziz Bouhaddouz in der fünften Minute der Nachspielzeit die lahmende Partie.

Moment des Spiels: Die Vuvuzela ist zurück. Das wurde in diesem Spiel schnell deutlich und drückte diesem auch nachhaltig den Stempel auf. Ansonsten bleibt das Eigentor der entscheidende Augenblick dieser Begegnung und sorgt für haltlose Begeisterung der iranischen Fans.

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Das Stadion: Das gigantische Vorzeigestadion in St. Petersburg war Gipfel der Kritik um nicht gezahlte Löhne, schließbares Dach und ausfahrbares Spielfeld kontrastieren mit Unsummen um die 800 Millionen Euro, Baupfusch und ebenjenen Ungerechtigkeiten den Arbeitern gegenüber. Auf ihren Buckeln entstand eine Spielstätte, die eines Finales würdig wäre. Das wird aber im Moskauer Luschniki ausgetragen.

Der Spieler des Spiels: Am Ende doch deutlich, wuchsen hier vor allem die Vuvuzela-Spieler über sich hinaus.

Das Zitat: „Aus einer Nomadenfamilie rein ins Tor der Weltmeisterschaft“ – ARD-Kommentar über den iranischen Torhüter Alireza Beiranvand. Und: „Für diese WM konnte sich die marokkanische Mannschaft Jaime Lannister als Cheftrainer sichern. Sollte die Partie #MARIRN nach einem 0:0 mit einem Schwertkampf entschieden werden, wird sich diese Personalien lohnen.“ Satiriker Shahak Shapira auf Twitter über die verblüffende Ähnlichkeit des marokkanischen Trainers Hervé Renard mit dem „Königsmörder“ genannten Game of Thrones-Charakter.

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Und nun? Der Iran kann sich über einen seltenen Sieg bei einer Weltmeisterschaft freuen, das eigentlich überlegene Marokko ist auf dem Weg ins Tal der Tränen – nur ein Sieg hätte dem Underdog schmale Chancen aufs Achtelfinale eingeräumt. Allerdings stirbt die Hoffnung zuletzt, muss sich doch noch zeigen wie Spanien das Trainergate händelt und die Portugiesen sind immer für einen Ausrutscher gut.

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