US-Kongress-Kandidatin Ocasio-Cortez: Die junge Linke aus der Bronx

Alexandria Ocasio-Cortez gewinnt die parteiinterne Vorwahl der Demokraten. Jetzt könnte sie das jüngste Mitglied des neuen Kongresses werden.

Eine Frau mit Sonnenbrille auf dem Kopf steht vor einem Sportplaz, auf dem Jugendliche Basketball spielen

2016 arbeitete sie für das Wahlkampfteam von Bernie Sanders, bald könnte sie im US-Kongress sitzen Foto: ap

Als ihr Gegenkandidat bei den demokratischen Vorwahlen das letzte Mal herausgefordert wurde, durfte Alexandria Ocasio-Cortez noch gar nicht wählen. Das war 2004, und inzwischen ist Joseph Crowley seit 20 Jahren Abgeordneter des 14. New Yorker Stimmbezirks. Doch seine Amtszeit endet jetzt: Am Dienstag wurde die heute 28-Jährige mit 57 Prozent der Stimmen zur Kandidatin für die Wahl zum US-Repräsentantenhaus gewählt. Gewinnt sie im November gegen ihren republikanischen Konkurrenten Anthony Pappas, wird sie das jüngste Mitglied des neuen Kongresses sein.

Ocasio-Cortez, Tochter eines in der Bronx geborenen Vaters und einer Einwanderin aus Puerto Rico, bezeichnet sich selbst als demokratische Sozialistin. 2016 arbeitete sie für das Wahlkampfteam des Clinton-Konkurrenten Bernie Sanders. Ihre Wahlkampfthemen: Medicare für alle, kostenlose Universitätsausbildung – und die Abschaffung der Migrationspolizei ICE. In ihrem Kiez ist sie seit vielen Jahren als Organizerin aktiv, kümmert sich um Schulbildung von Menschen ohne Privilegien.

Ihren Wahlkampf, zu dem sie vom linken Bündnis „Brand New Congress“ überredet werden musste, führte sie als Rennen einer Außenseiterin von unten. „Ich wurde in einer Gegend geboren, wo die Postleitzahl dein Schicksal bestimmt. Frauen wie ich sollen kein politisches Amt anstreben“, heißt es in einem ihrer Videos.

Sie sammelte insgesamt 300.000 Dollar ein, fast ausschließlich aus Kleinstspenden – ihr Gegner Crowley gab mit rund 3,3 Millionen Dollar über zehnmal mehr aus. Sie wurde von der demokratischen Parteiführung geschnitten, Senatorin Kirstin Gillibrand, die ein Komitee zur Förderung weiblicher Kandidatinnen unterhält, unterstützte Crowley, ohne auch nur einmal mit Ocasio-Cortez gesprochen zu haben. Crowley, Nummer vier der Demokraten im Repräsentantenhaus, galt als potenzieller Nachfolger von Fraktionschefin Nancy Pelosi.

Gesicht der progressiven Demokraten

Ocasio-Cortez ist derzeit noch dabei, den Kredit für ihre Studiengebühren zurückzuzahlen, arbeitete nach dem Krebstod ihres Vaters in einer Bar, um Geld dazuzuverdienen und ihre Mutter zu unterstützen. Latina, Arbeiterklasse, Mut zur Politik – mit diesem Branding kam sie gut an in der Bronx und Queens, ihrem Wahlbezirk. Dass Crowley gar nicht dort wohnt, ein Großteil seines Budgets von Lobbyisten und Großspendern kam und er noch dazu einer TV-Debatte mit Ocasio-Cortez unter Vorschieben von Termingründen auswich, dürfte ihn weitere Stimmen gekostet haben.

Seit Dienstag ist Alexandria Ocasio-Cortez nun das Gesicht der neuen progressiven Demokraten, die sich landauf, landab anschicken, moderate und etablierte DemokratInnen herauszufordern. Bei einer Wahl wie der im November, bei der sich die Demokraten große Chancen ausrechnen, in einer oder gar beiden Kammern des Kongresses wieder die Mehrheit zu übernehmen, bringen junge Linke wie sie die Landschaft gehörig durcheinander. Und genau das wollen sie auch.

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