US-Präsident Trump in Großbritannien: Beleidigungen und ein Donald-Ballon

Wegen der Proteste gegen ihn meidet der US-Präsident die britische Hauptstadt. Zuvor beleidigt er Theresa May. Nur um sich danach versöhnlich zu geben.

Theresa May schaut Donald Trump von der Seite an. Ihr Gesichtsausdruck ist kritisch-belustigt

Kein einfacher Gast für Theresa May: US-Präsident Donald Trump nach dem Treffen in Chequers Foto: reuters

DUBLIN taz | Wer Donald Trump einlädt, muss sich auf einiges gefasst machen. Bei seinem Arbeitsbesuch in Großbritannien beleidigte der US-Präsident seine Gastgeberin, die britische Premierministerin Theresa May, schon vorab in einem Interview mit der Sun, dem kleinformatigen Schmutzkübel seines Freundes und Beraters Rupert Murdoch. Trump sagte, dass Boris Johnson „ein großartiger Premierminister“ wäre.

Der hatte aber am Montag seinen Rücktritt als Außenminister aus Protest gegen Mays Brexit-Politik eingereicht. Johnson und Trump eint mehr als die gleiche Frisur. Johnson ist Brexit-Hardliner, und Trump pflichtete ihm bei. Mays Pläne für einen weichen Ausstieg aus der Europäischen Union seien nicht das, wofür die Briten im Referendum vor zwei Jahren gestimmt hätten. „Ich hätte das völlig anders gemacht“, sagte Trump. „Aber sie hat nicht auf mich gehört.“

Trump drohte deshalb, das angestrebte Handelsabkommen mit Großbritannien platzen zu lassen. Eine enge EU-Anbindung nach dem Brexit würde dazu führen, dass die USA weiterhin mit der EU verhandeln müssten. „Dabei haben wir genug Schwierigkeiten mit der Europäischen Union“, sagte er.

Für May schien sich der Trump-Besuch immer mehr zur Katastrophe zu entwickeln

Für May schien sich der Trump-Besuch immer mehr zur Katastrophe zu entwickeln. Nach den Rücktritten von Johnson und Brexit-Minister David Davis, die bei den EU-Gegnern in ihrer Partei große Unruhe ausgelöst hatten, hatte sie gehofft, die USA als verlässlichen Partner nach dem Brexit präsentieren zu können. Diese Rechnung schien nach dem Trump-Interview nicht aufzugehen.

Doch beim Treffen mit May auf ihrem Landsitz in Chequers gab sich Trump milder. Er habe die Premierministerin beim Galadinner viel besser kennengelernt. Er werde sie unterstützen, was auch immer ihre Brexit-Politik sein werde. May erklärte, Trump stimme mit ihr überein, dass ein Handelsabkommen zwischen beiden Ländern nach dem Brexit möglich sei.

Während der Pressekonferenz in Chequers begann in London eine Massendemons­tra­tion gegen den US-Präsidenten. Über dem Parlamentsgebäude schwebte seit dem Vormittag ein 6 Meter hoher Ballon, der Trump als wütendes Baby in Windeln darstellte. Londons Bürgermeister Sadiq Khan hatte die Protestaktion genehmigt.

Donald Trump

Ich habe London geliebt. Aber warum sollte ich dort hin, wenn sie dir das Gefühl geben, nicht willkommen zu sein?

Das erregte Trumps Unmut. „Ich habe London geliebt“, sagte Trump. „Aber warum sollte ich dort hin, wenn sie dir das Gefühl geben, nicht willkommen zu sein?“ Trump hatte bei seinem zweitägigen Besuch einen Bogen um die englische Hauptstadt gemacht und lediglich in der US-Botschaft übernachtet. Ein paar Hundert Menschen versuchten, ihm mit Trillerpfeifen, Trompeten und Trommeln eine schlaflose Nacht zu bereiten.

Trump macht Khan obendrein für die Terroranschläge von 2017 in London verantwortlich. „Schaut euch an, was in London passiert“, sagte er. „Ich denke, er hat schlechte Arbeit bei der Terrorismusbekämpfung geleistet.“ Khan antwortete mit einem Wort: „Lächerlich.“

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