Prozessbeginn in Myanmar: Journalisten drohen 14 Jahre Haft

Zwei myanmarische Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sind stehen vor Gericht. Sie recherchierten über den Mord an zehn Rohingya.

Der inhaftierte Reuters-Journalist Wa Lone läuft mit seiner Frau Pen Ei Mon in Polizeibegleitung zum Gericht

Wegen seiner Recherchen über den Mord an Rohingya angeklagt: Wa Lone (Mitte) Foto: reuters

Ein wenig Hoffnung hatte es letzte Woche gegeben, dass es doch noch ein guter Tag werden könnte für die Pressefreiheit in Myanmar. Am Ende kam es anders. Zwei myanmarische Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sind wegen einer investigativen Recherche nun offiziell des Geheimnisverrats angeklagt. An diesem Montag soll ihr Prozess beginnen. Ihnen drohen 14 Jahre Haft.

Seit dem 12. Dezember sind der Journalist Wa Lone und sein Kollege Kyaw Soe Oo inhaftiert. Die beiden hatten über den Mord an zehn Mitgliedern der staatenlosen Minderheit der Rohingya durch das Militär recherchiert. Ihr Bericht wurde inzwischen auch veröffentlicht. Den beiden Reportern wird vorgeworfen, mit ihrem Bericht den Staat bewusst schädigen zu wollen. Die Europäische Union rief vergangene Woche zur sofortigen Freilassung der beiden auf. „Die Entscheidung des Gerichts gefährdet grundsätzliche Freiheitsrechte, eine freie Presse und das Recht der Bürger auf Information“, hieß es in einer Stellungnahme.

Seit August sind fast 700.000 Rohingya nach einer Attacke von Rohingya-Rebellen, die eine brutale Vergeltungskampagne des Militärs zur Folge hatte, ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die UNO wirft Myanmar seitdem „ethnische Säuberung“ vor und schließt einen Völkermord nicht aus.

Dass es einmal so weit kommen könnte, hat 2011, als Myanmar sich nach einem halben Jahrhundert Militärdiktatur der Demokratie öffnete, wohl keiner geahnt. Zur selben Zeit zog Wa Lone vom Land in Myanmars Metropole Yangon (Rangun), wo er Englisch lernte und bald anfing, bei einer lokalen Zeitung zu arbeiten. Sein damaliger Chefredakteur ist heute Informationsminister. Als bald die Zensur abgeschafft wurde, waren viele Journalisten mit den neuen Freiheiten überfordert. Auch Wa Lone zählte sich dazu. „Wir sind wie Kinder, die das Laufen erst noch lernen müssen“, sagte er 2015 in einem taz-Interview.

Für seine Recherchen intern ausgezeichnet

Damals arbeitete er bei der englischsprachigen Myanmar Times, wo er wegen fehlender Journalistenschulen in Myanmar von ausländischen Kollegen lernen wollte. Seit zwei Jahren arbeitet der 32-Jährige für die Nachrichtenagentur Reuters, von der er für seine Recherchen intern ausgezeichnet wurde.

Wa Lone ist in Myanmar nicht nur als Journalist bekannt. Er engagierte sich für Kinder und gründete 2014 das Third Story Project mit, das Kindern mit Geschichten Toleranz nahebringen möchte. Auch im Gefängnis scheint er Eindruck zu machen. „Wa Lone ist ein super Typ, erzählte ein Mithäftling am Rande einer Gerichtsverhandlung der taz. „Er bringt mir Englisch bei und liest mir die Nachrichten vor.

In Myanmar, wo die Rohingya als Störenfriede verpönt sind, die das mehrheitlich buddhistische Land unterwandern wollten und wegen denen nun der Ruf des Demokratie­neulings beschädigt sei, gelten Wa Lone und Kyaw Soe Oo als Verräter. „Ich will gar nicht laut sagen, was manche Leute im Internet über Wa Lone sagen“, erzählt seine Frau. Im August erwartet sie ihr erstes Kind.

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