Kettensägenkurs im Pfälzer Wald: Auch Schärfen der Zähne wird geübt

Mit der Kettensäge selbst das Brennholz aus dem Wald holen. Beim Sägekurs im Pfälzerwald kann man lernen, wie das geht.

Eine Frau in Schutzkleidung zerkleinert mit einer Kettensäge einen Baumstamm

Sicherheit wird groß geschrieben: eine Kursteilnehmerin beim Zerkleinern eines Baumstammes Foto: Markus Kirchgessner

Schon nach zwei Minuten steckt die Kettensäge fest im Kieferstamm, der auf dem Waldboden liegt und zerkleinert werden soll. Nichts geht mehr. „Der Schnitt ist zu“, stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fest und schauen etwas ratlos in die Runde. Gerade kommen sie aus dem Theorieteil des Basis-Motorsägenkurses und eigentlich wollten sie jetzt im Praxisteil so richtig Gas geben. Kursleiter Guido Sprenger lacht: „Sehr schöner Anfängerfehler. Daraus kann man am besten lernen.“

Guido Sprenger weiß, wovon er spricht. Er ist staatlich geprüfter Forsttechniker und Forstwirtschaftsmeister, anerkannter Instruktor für Privatwaldbesitzer und Brennholzwerber des Landes Rheinland-Pfalz. Das Zertifikat M1, für das er Kurse anbietet, ist bundesweit bei allen Forstbetrieben und -verwaltungen anerkannt. Insgesamt sechs Personen haben sich angemeldet, um den Umgang mit der Motorsäge am liegenden Holz bei ihm zu lernen. Wer sich für das Fällen von Bäumen qualifizieren will, kann den Kurs mit einem zusätzlichen Modul erweitern.

Seine Gruppen sind oft bunt gemischt: Neugierige, aber auch routinierte Holzmacher, die den Schein für den privaten Holz­erwerb nachweisen müssen oder Städter, die ihren Stress beim Holz machen abbauen wollen. Auch ein Chirurg war schon in Guidos Kettensägenkurs. „Der wollte mal sehen, wie die Verletzungen zustande kommen, die manchmal auf seinem OP-Tisch landen“, erläutert er.

Damit es aber auf keinen Fall soweit kommt, gehört zu den Lerninhalten eine ausführliche Sicherheitseinweisung. Sensibilisierung für Gefahren und Unfallverhütung nehmen sowohl in den Theoriestunden als auch in den Praxisübungen großen Raum ein. Immer wieder weist Guido Sprenger freundlich darauf hin, den Gesichtsschutz zu schließen, auf den Schwenkbereich der Säge zu achten oder den Krallenanschlag sauber anzusetzen.

Der Mann ist fest verwurzelt in seiner Region, dem Pfälzerwald an der Südlichen Weinstraße. Er kennt hier jeden Fleck und lässt es sich nicht nehmen, mit seinen Gästen auch kleine Schlenker zu den schönsten Aussichtspunkten zu machen. Großartige Ausblicke auf die Rheinebene und ins Elsass sind die Belohnung.

Sichtverhältnisse per Internet

Die Pfalz bietet spektakuläre Aussichten und hat dazu sogar einen passenden Service entwickelt. Auf der Kalmit, mit 672 Metern der höchste Berg der Region, erfasst eine Messstation die Sichtverhältnisse. Per SMS oder E-Mail kann man sich informieren lassen, wenn die gewünschte Sichtweite erreicht ist. Auch für die schnelle Suche und exakte Angabe von Rettungspunkten wurde ein App entwickelt: „Hilfe im Wald“. Sie spielt für die Rettungskette im Notfall eine wichtige Rolle für alle Menschen, die im Wald arbeiten, kann aber auch für Wanderer oder Mountainbiker hilfreich sein.

Und schon üben die Teilnehmer das sachgerechte Schärfen der Zähne

Zurück am Übungsplatz geht es wieder an die Arbeit. Schon verteilt Guido erneut Komplimente: „Wie eine Göttin an der Motorsäge.“ Dass immer mehr Frauen das Zertifikat erwerben, findet er nicht ungewöhnlich. „Ich arbeite sehr gerne mit Frauen zusammen. Die meisten setzen alles schneller um und haben dazu noch die feinere Schnitttechnik – man muss sie nur machen lassen.“ Für einige der Frauen hat der Motorsägenkurs besonders den Vorteil, sich in einem neutralen Raum unter fachkundiger Anleitung schulen zu lassen, unabhängig von Lebensgefährten, Schwiegervätern oder wohlwollenden Nachbarn.

Der Kurs Das 3-Tage-Kombipaket: Motorsägen-Kurs plus Genießerwochenende in der Pfalz. Nach KWF-Richtlinien zertifizierter Lehrgang. Wochenendkurs (2 Über­nachtungen)

in Bad Bergzabern. Preis pro Person: DZ 389 €/EZ 419 €; persönliche Schutzausrüstung auf Anfrage und gegen Gebühr. Nächster Termin im September. Weitere Infos im Internet: www.suedlicheweinstrasse.de.

Anreise Die Südpfalz ist über die ICE-Bahnhöfe Mannheim und Karlsruhe gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Es bestehen halbstündlich Verbindungen nach Wörth am Rhein oder nach Germersheim. Auch Landau ist in das Streckennetz eingebunden.

Unterkunft Hotel Luisenpark in Bad Bergzabern. Einfaches, aber gemütliches Hotel. Neu renovierte Zimmer und Juniorsuiten mit WLAN, Flachbildfernseher und möblierten Balkons. Sehr gutes Frühstücksbüffet, bei gutem Wetter wird auch auf der sonnigen Terrasse eingedeckt: www.hotel-luisenpark.de.

Burg Trifels oberhalb von Annweiler: Eine ehemalige Reichsburg aus dem Mittelalter. Der englische König Richard Löwenherz war hier einst Gefangener. Nach der Haager Konvention gilt sie als geschütztes Kulturgut: www.reichsburg-trifels.de.

Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben: Ehemaliger Sommersitz des Königs Ludwig I. von Bayern. Das im italienischen Stil erbaute Schloss bietet einen weiten Blick in die Rheinebene. Gut mit der Rietburgbahn zu erreichen:www.schloss-villa-ludwigshoehe.de.

Deutsches Weintor Die Eingangspforte zur deutschen Weinstraße. Es wurde Mitte der 1930erJahre erbaut. Es gilt als eines der Wahrzeichen der Pfalz. Das Gegenstück ist das Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim, 85 Kilometer entfernt am Ende der Weinstraße.

Weinfeste Infos darüber, wer in der Pfalz wann und wo feiert, gibt es auf der Internetseite www.pfalz-weinfeste.de.

Weitere Infos Allgemeine Touristeninfos wie Unterkünfte, Restaurants, Sehenswürdigkeiten Weingüter etc. sind zu finden auf den Webseiten www.suedlicheweinstrasse.de und www.suedpfalz-tourismus.de.

Der Kurs wird abgerundet mit den Themen Maschinenpflege und Wartung. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Guido Sprenger die Motorsäge auseinandernimmt, reinigt und für den nächsten Einsatz vorbereitet. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Auch die Schärfe der Kette wird überprüft und schon üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das sachgerechte Schärfen der Zähne. Die Schnittleistung einer Motorsäge hängt entscheidend von der Auswahl und der Pflege der Schnittgarnitur ab, lernt die Gruppe.

Dann geht es darum, Schadensbilder zu erkennen und zu beheben, also heißt es: mit Gefühl feilen. Doch die Routine für diese Handarbeit haben nicht alle. Wie praktisch, dass Guido nicht nur einen Blick, sondern auch einen Griff in seinen Werkzeugkasten gestattet. Darin finden sich Feilhilfen vom Feinsten. Schon werden die ersten Weihnachtswunschzettel geschrieben. Solange die Maschine läuft, können die meisten Personen damit umgehen. Interessant wird es, wenn es nicht rund läuft. Dann ist es umso wichtiger zu wissen, wie einzelne Teile schnell gereinigt oder mit wenigen Handgriffen wieder zum Laufen gebracht werden können.

Da die Teilnehmer ihre Motorsägen selbst mitbringen ist der Kurs auch eine gute Gelegenheit, die unterschiedlichen Sägen auszuprobieren. Im Einsatz sind die Stihl MSA 140 und die Stihl MS 271. Das robuste, größere Gerät läuft über einen 2-MIX-Motor. Dass für die Betankung kein Werkzeug nötig ist, fiel positiv auf. Denn die Maschine wurde erst kurz vor dem Start im Wald befüllt, in unebenem Gelände, und dort gilt: je einfacher die Handhabung, desto besser. Im direkten Vergleich zu diesem semiprofessionellen Gerät fallen vor allem die deutlich leichtere und wendigere Handhabung der kleinen kompakten Akkumotorsäge von Stihl auf. Vor allem beim Entasten stellt sich dies als großer Vorteil heraus.

Bei David aus München bemerkt man nach drei Stunden Arbeit im Wald erste Ermüdungserscheinungen. Aber die Vorfreude auf ein gutes Abendessen bei einem prämierten jungen Winzer motiviert ihn. Das Arrangement aus Motorsägenkurs und Genießerwochenende wurde für ihn vom Tourismusverein Südliche Weinstraße zusammengestellt und wird dreimal pro Jahr angeboten. Es beinhaltet zusätzlich zum Sägekurs zwei Übernachtungen mit Frühstück in Bad Berg­zabern sowie ein Abendessen. Die Südpfalz ist nicht nur für das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands bekannt, auch als Schlemmer- und Weinregion hat sie sich einen Namen gemacht. Und wer den ganzen Tag mit Bäume zerkleinern verbracht hat, für den sind die Informationen, wo Pfälzer Lewwerworscht oder frisches Kastanienbrot serviert wird, mindestens genauso wichtig wie die Frage nach dem richtigen Motorenöl für die Säge.

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