Köpfe: Bronislaw Komorowski: Segler, Jäger, Präsident

Polens neuer Präsident fühlte sich früh als Rebell und protestierte gegen das kommunistische Regime. Mehrfach wurde er deswegen verhaftet und saß auch im Gefängnis.

Sympathischer Sieger: Polens neuer Staatspräsident Bronislaw Komorowski. Bild: rts

Bronislaw Komorowski wirkt sympathisch, intelligent, ehrlich und verantwortungsbewusst. Leicht rundlich, mit Oberlippenbärtchen und einem ausgeprägten Sinn für Selbstironie schickt sich "Bronek", wie der Sejmmarschall, der Parlamentspräsident, von seinen Freunden genannt wird, nun an, vom Interimspräsidenten zum Präsidenten Polens zu werden.

Komorowski wurde 1952 in einem niederschlesischen Dorf bei Wroclaw (Breslau) geboren, stammt aber aus einer Familie von Landadligen, die durch den Zweiten Weltkrieg ihr gesamtes Eigentum im früheren Ostpolen verloren hat. Nach mehreren Umzügen landete die fünfköpfige Familie schließlich in Warschau. Dort machte Komorowski Abitur und schloss ein Geschichtsstudium ab. Schon als Jugendlicher fühlte er sich als Rebell und trat der Opposition gegen das kommunistische Regime in Polen bei. 1968 machte er zum ersten Mal "Bekanntschaft mit den Knüppeln der Milicja", wie er auf seiner Website verlauten lässt. Später folgten immer wieder Verhaftungen und Gefängnisstrafen, vor allem für das Drucken und Verbreiten unzensierter Zeitschriften und Bücher.

Im Jahre 1977 wollte das Brautpaar "Anka und Bronek" eigentlich nach Jerusalem reisen und dort heiraten. Daraus wurde aber nichts, weil sie eine wenn auch winzige Wohnung in Warschau ergatterten, die ihnen eine Tante auf Ratenbasis verkaufte. Abzahlen sollten sie, wenn sie gerade mal Geld übrig hätten. Oft kann dies allerdings nicht gerade vorgekommen sein. Der junge Geschichtslehrer saß allzu häufig im Gefängnis, und die klassische Philologin bekam 1979 das erste von insgesamt fünf Kindern.

Als General Jaruzelski am 13. Dezember 1981 das Kriegsrecht über Polen verhängte, gehörte auch Komorowski zu den Intellektuellen, die im ganzen Land verhaftet wurden. Er saß zusammen mit Tadeusz Mazowiecki ein, der 1989 zum ersten nichtkommunistischen Premier Polens gewählt wurde. Seither gehört Komorowski zum politischen Establishment Polens. Von 2000 bis 2001 war er Verteidigungsminister, seit 2007 Sejmmarschall. Der fünffache Vater interessiert sich nach wie vor für Geschichte, segelt gern und geht von Zeit zu Zeit auf die Pirsch. Als Präsident Polens will er aber nur noch "Bilder schießen". Das Gewehr bleibt nun zu Hause.

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