Für Toter Mann wird’s reichen

Steigende Kosten, geringe Schwimmfläche, ein wettkampfuntauglich geplantes Horner Bad: Die CDU-Fraktion kritisiert das Bäderkonzept und initiiert eine aktuelle Stunde in der Stadtbürgerschaft

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Von Alina Götz

Die Stadtbürgerschaft debattiert heute ein weiteres Mal über das Bremer Bäderkonzept. Die aktuelle Stunde beantragte die CDU-Fraktion, nachdem Radio Bremen von einem Treffen des Bürgermeisters Carsten Sieling (SPD) mit Nutzer*innen des Westbades berichtet hatte. „Sieling hat sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt“, sagt Marco Lübke, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Laut dem Bericht fordert Sieling einen größeren Neubau. Diese Neuerung sei jedoch lediglich der Anlass für den Antrag gewesen, sagt Lübke. Es herrsche in der Fraktion eine generelle Unzufriedenheit mit dem Konzept, welches „finanziell und zeitlich gescheitert“ sei.

Das 2014 beschlossene Bäderkonzept stand von Anfang an in der Kritik. Der Plan sieht vor, das marode Unibad zu schließen und dafür das Waller Westbad und das Horner Bad neu zu bauen. Das letztgenannte Freibad wird bereits im September geschlossen. Dort soll eine Schwimmhalle als Ersatz für den wegfallenden Wettkampf­standort Unibad entstehen. Die Eröffnung ist voraussichtlich Ende 2020.

Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bäder, findet, das geplante Horner Bad sei für Wettkämpfe bestens geeignet und damit ein adäquater Ersatz – lediglich bei der Tribüne gebe es Einschnitte.

Für Lübke ist das aber nicht alles. Neben einer ausreichend großen Tribüne fehle ein Sprungturm sowie ein ausreichend breiter Beckenrand. Das Horner Bad soll nur rund 200 Zuschauer*innen fassen können. „Die Vereine werden keine Wettkämpfe mehr machen können, die finanziell gesehen aber überlebenswichtig sind – eine Katastrophe für den Schwimmsport“, sagt Lübke. Er hänge nicht am Unibad, aber ein wirklich vergleichbarer Ersatz solle es schon sein. Zudem würden die Kosten des Neubaus in Horn inzwischen die ursprüngliche veranschlagte Sanierungssumme für das Unibad übersteigen.

Mitte August stellte Bader die Baupläne für das neue Horner Bad im Beirat Horn-Lehe vor. Im Vorfeld hatte es Kritik von der Bürgerinitiative „Pro Unibad“ gegeben, die sich eine öffentliche Diskussion der Pläne gewünscht hätte. Diese waren jedoch schon vor der Beiratssitzung in der nicht-öffentlichen Sitzung des Bauausschusses durchgewunken worden.

Lübke kritisiert zudem die Pläne für das Westbad: „Da diskutieren wir seit Monaten darüber, dass Kinder nicht schwimmen können, und dann wird ein Westbad geplant, in dem nicht mal ein Lehrschwimmbecken geplant ist.“ Der Sprecher der Sportsenatorin Bernd Schneider korrigiert: „Selbstverständlich können Kinder dort Schwimmen lernen, es ist ein Lehrbecken geplant.“

Auch die Kostenentwicklung des Bäderkonzepts wurde vielfach von Opposition und der Bürgerinitiative „Pro Unibad“ kritisiert. Die jetzt genehmigte Planung sieht Baden zufolge alleine für das Horner Bad Kosten von 25,4 Millionen Euro vor, das sei eine Differenz von 4,3 Millionen Euro im Vergleich zum ursprünglichen Plan. Die Gründe seien unter anderem die Optimierung der Schwimmhalle als Sportstätte sowie die energetische Ausstattung. Bereits im Mai hatte der Senat mitgeteilt, dass auch das Westbad teurer werde als – wie bisher geplant – 14 Millionen Euro, zudem verzögere sich der Bau, weil aus statischen Gründen ein neues Fundament benötigt werde. Insgesamt seien für das Bäderkonzept ursprünglich 33,2 Millionen Euro vorgesehen gewesen, sagt Baden.

Die Pläne waren in der nicht-öffentlichen Sitzung durchgewunken worden

Obwohl die nun bekannten Baupläne für das Horner Bad eine Vergrößerung der Wasserfläche vorsehen, habe Lübkes Fraktion das Konzept von vornherein abgelehnt und werde dies auch weiterhin tun, sagt Behördensprecher Schneider.

Baden weist angesichts der aktuellen Stunde darauf hin, dass ihr Unternehmen Planungssicherheit brauche. Sie führe zwar nur aus, habe aber mit Schwimmvereinen und Schulen die Aufgabe, „in den nächsten Jahren bei der durch die Bautätigkeiten immer geringer werdenden Wasserfläche das Schwimmen überhaupt noch ausreichend zu ermöglichen“.

Auch die Fraktion der Linken ist unzufrieden mit dem Bäderkonzept. Ihr Antrag „Westbad an gestiegene Bedarfe anpassen“ wird heute ebenfalls in der Stadtbürgerschaft beraten.