„Tatort“ aus Kiel: Neue Methode? Geister beschwören

Kommissar Borowski zettelt eine Geisterbeschwörung an, um einen vier Jahre alten Todesfall zu lösen. Was für ein Schmu das ist, merkt er selber.

Zwei Kommissare sitzen im Auto

Von allen guten Geistern verlassen: die Kommissare aus Kiel Foto: ndr/ Christine Schröder

Wir rufen dich, großer Geist!“ Spätestens als Klaus Borowski einen Kreis aufs Villenparkett streut, die Töchter und Neugattin seines alten Glamourkumpels Frankie dazu bittet, ein Glas in die Mitte stellt und eine Geisterbeschwörung anzettelt, um den vier Jahre vergangenen Tod der Erstgattin zu klären und obendrein die Schauerstücke, die die Neue allnächtlich erlebt, ist das Maß voll.

Wenn nicht mal bei Kommissar Borowski (Axel Milberg gewohnt konziliant) klar ist, ob dieser Schmu ernst gemeint ist oder zumindest halbironisch, wird klar, was für ein Brei der aktuelle Tatort „Borowski und das Haus der Geister“ ist.

Es erinnert fast an eine x-beliebige „Derrick“-Folge, wie Regisseur Elmar Fischer und Drehbuchautor Marco Wiersch Borowski in das Leben seines alten Freundes zurückkehren lassen: pompöses Setting mit alter Villa und großem Sommergarten, der Hausherr berühmter Krimiautor, die Töchter halb wohlgeraten, halb Göre, die Frau an seiner Seite schön, zart, blond, mit Engelsstimme. Und jung, na klar.

Doch ein Schatten über allem: Die Erstgattin verschwand, vier Jahre ist es her, Borowski ermittelte damals gegen Frankie, der nahm’s krumm, die Freundschaft bröckelte. Nun erreicht Borowski ein mysteriöser Brief einer der Töchter, er fährt auf Besuch – und mittenrein in die nächtlichen Geistererlebnisse, es brennt, der Freund einer Tochter liegt tot im Gebüsch.

Da geht noch was

Na ja, da war die ähnlich angelegte „Fürchte dich“-Folge der hessischen „Tatort“-Kollegen vergangenen Herbst echter, gruseliger, selbstironischer. Hier dank Klaus und seiner Séance: nur noch Augenrollen.

Dabei gibt es sogar ’ne Neue: Almila Bağrıaçık (in der grimmepreisverwöhnten TNT-Serie „4 Blocks“ die Frau von Neukölln-Gangster Latif Hamadi) ersetzt Sibel Kekilli als Koermittlerin. Leider bekommt deren Figur Mila Sahin ’ne Runde Klischees aufs Auge: Sie hat nicht nur einen Boxsack im Büro, sie hat ihn auch eigenhändig in die Decke gedübelt! Handwerkstasche um die Hüfte, Bohrstaub im Gesicht, logo.

Kiel-„Tatort“: „Borowski und das Haus der Geister“, So., 20.15 Uhr, ARD

Sagen wir so: Sie taucht erst mitten in der Folge auf, da geht noch was. Sie könnte ein Lichtblick werden, wenn sie die Kieler Filiale so verwandelt wie jene eine Standard-„Tatort“-Sze­ne: ödes Verdächtigesortie­ren. Hier trifft sich das Duo auf einem Parkdeck in Borowskis Volvo. Die Fotos pappen sie kurzerhand an die Frontscheibe. Und tanzen zum Sound einer Callcenter-Warteschleife. Kurz, aber charmant. Gar nicht öde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.