Football-Proteste gegen Rassismus: Colin Kaepernick punktet wieder

Nach seinen #TakeAKnee-Protesten hat der Quarterback keinen neuen Vertrag bekommen. Nun verklagt er die NFL wegen Ausgrenzung.

Colin Kaepernick vor einem Spiel in San Francisco 2013.

Seit 2016 sieht man ihn nicht mehr auf dem Spielfeld: Colin Kaepernick klagt gegen die NFL Foto: reuters

BERLIN taz | Der Sonntag gehört in den USA der Kirche und der NFL. Wenn die Liga wieder losgeht, bleibt in weiten Teilen des Landes die Zeit stehen. Nur eines darf der Lieblingssport der Amerikaner nicht sein: politisch. Vor zwei Jahren brach der damalige Star-Quarterback Colin Kaepernick der San Francisco 49ers, dieses ungeschriebene Gesetz.

Im August 2016 blieb Kaepernick bei der Intonation der Nationalhymne sitzen, statt wie üblich mit der Hand auf dem Herz stehenzubleiben und mitzusingen. Er wollte damit ein Zeichen gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse und die ungerechte Behandlung von Minderheiten in den Vereinigten Staaten setzen – und löste einen gewaltigen Eklat aus.

Präsident Donald Trump lies es sich natürlich nicht nehmen, über sein bevorzugtes Lieblingsmedium, den Kurznachrichtendienst Twitter, seine Meinung kundzugeben. „Hurensöhne“ wie Kaepernick gehörten fristlos gefeuert. „Wäre das nicht großartig?“, fragte Trump.

Mit Ende der Saison 2016 wurde Kaepernick entlassen und seitdem von keinem neuen Verein unter Vertrag genommen. Doch Kaepernick wagte im Oktober 2017 einen weiteren Vorstoß und leitete rechtliche Schritte gegen die NFL wegen systematischer Ausgrenzung ein. Nun erzielte er erste Erfolge. Am Mittwoch lehnte ein Schlichter einen Antrag der NFL auf ein Schnellverfahren ab. Damit sind Anhörungen in dem Fall möglich. Die Liga hatte gehofft, Kaepernicks Klage direkt abweisen zu können und das Thema damit abzuhaken. Doch nun werden sich die Parteien laut US-Berichten zu einer Anhörung vor Gericht treffen.

NFL-Chefs müssen vor Gericht aussagen

Nach Colins Kaepernicks Geste hatte die Liga auf die Kritik mit schriftlichen Statements und noch mehr Protesten bei den Spielen reagiert. Spieler und Verantwortliche vieler Teams standen oder knieten mit eingehakten Armen auf dem Feld – oder blieben der Hymne gleich ganz fern.

Obwohl er sich aus der Öffentlichkeit weitestgehend zurückgezogen hat, keine Interviews gibt und möchte, so heißt es, dass nicht über ihn gesprochen wird, sondern über die Sache, polarisiert er. So gut wie jeder US-Amerikaner hat eine Meinung zu Kaepernick. Für die einen ist er ein Held. „Er ist der Muhammad Ali dieser Generation“, sagte der bekannte Bürgerrechtler Harry Edwards. Für andere ist er ein Verräter.

Unter dem Hashtag #TakeAKnee sammelte sich schon länger Widerstand im Netz. Viele Kollegen und ehemalige Wegbegleiter haben mittlerweile für Kaepernick Partei ergriffen und zeigen öffentlich ihre Unterstützung. Mittlerweile hat der Protest mit Eddie Vedder oder Pharrel Williams auch die Popkultur erreicht. Selbst die Musiklegende Stevie Wonder zeigte mit einem Kniefall während seines Auftritts beim Global Citizen Festival im vergangenen Jahr seine Unterstützung.

Die Liga wollte sich bislang nicht zu den neuen Entwicklungen äußern. Nun müssen Besitzer und Team-Verantwortliche vor Gericht aussagen. Wahrscheinlich auch noch während der Saison. Genau diese negative Presse wollte die NFL vermeiden.

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