Korea-Gipfel und Nuklearstreit: Nordkorea will Atomanlage schließen

Bei Gesprächen in Pjöngjang hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un weiteren Schritte zur Denuklearisierung zugestimmt. Auch ein Seoul-Besuch steht in Aussicht.

Zwei Männer, Moon Jae In und Kim Jong Un, sitzen an zwei unterschiedlichen Tischen, die nebeneinander stehen. Sie unterschreiben etwas

Unterzeichnen eine Erklärung: Moon Jae In, Südkoreas Präsident, und Kim Jong Un, Nordkoreas Oberster Führer Foto: dpa

PJÖNGJANG ap | Der Korea-Gipfel hat offenbar Fortschritte im Ringen um atomare Abrüstung und verbesserte Beziehungen gebracht. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un habe einem dauerhaften Abbau der wichtigsten Nuklearanlage Nyongbyon zugestimmt, falls die USA entsprechende Maßnahmen einleiten sollten, sagte Südkoreas Staatschef Moon Jae In nach einer zweiten Gesprächsrunde in Pjöngjang. Kim wolle zudem unter Aufsicht internationaler Inspektoren ein Raketentestgelände und eine Startrampe demontieren lassen. Er habe zudem einen Seoul-Besuch in „naher Zukunft“ in Aussicht gestellt. Es wäre die erste Visite eines nordkoreanischen Machthabers seit der Teilung der koreanischen Halbinsel nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kim und Moon haben sich in diesem Jahr nun schon zu drei Gipfeln getroffen, die jüngste Zusammenkunft findet erstmals in Pjöngjang statt. Beobachter sahen Moons aktuelle Begegnung als sein wohl schwierigstes Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber an.

Zuletzt mehrten sich Zweifel an der Ernsthaftigkeit von Kims Bekenntnis zu einer Entnuklearisierung Nordkoreas, die er bei seinem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur in Aussicht gestellt hatte. Nordkorea machte die USA für den Stillstand bei den Verhandlungen verantwortlich, Washington dringt indes auf eine umfassende Offenlegung von Pjöngjangs Atomarsenal und eine unumkehrbare Abrüstung.

Über Zeitpunkt und Rahmen eines nun in Aussicht gestellten Abbaus vom Raketentestgelände und der wichtigsten Atomanlage machte Kim keine Angaben. Im Beisein von Moon sagte der Machthaber: „Wir haben uns darauf geeinigt, die koreanische Halbinsel zu einem Land des Friedens zu machen, das frei von Nuklearwaffen und nuklearer Bedrohung ist. Der Pfad hin zu unserer Zukunft wird nicht immer leicht sein und wir werden Herausforderungen und Kämpfen begegnen, die wir noch nicht voraussehen können. Doch wir haben keine Angst vor Gegenwind und unsere Kraft wird wachsen, während wir jede Prüfung auf Basis der Stärke unserer Nation überwinden.“

Abbau militärischer Spannungen

Nach ihren zweiten Gesprächen unterzeichneten Kim und Moon eine gemeinsame Erklärung mit den Gipfelbeschlüssen, auch die für die Verteidigung zuständigen Minister beider Seiten setzten ihre Unterschrift unter ein Papier. Letzteres sieht Pufferzonen entlang der Land- und Seegrenzen der Koreas vor. Dadurch sollen militärische Spannungen und versehentliche Zusammenstöße vermieden werden, hieß es in der Erklärung. Beide Seiten hätten sich zudem auf einen Abzug von elf Grenzwächtern aus der Demilitarisierten Zone bis Dezember geeinigt. Über der Grenze solle eine Flugverbotszone eingerichtet werden. Diese solle für Flugzeuge, Helikopter und Drohnen gelten.

Nord- und Südkorea hätten sich außerdem auf ein gemeinsam geführtes Militärkomitee geeinigt, das Wege zu einem Abbau der Spannungen erörtern und zur Krisenprävention Kontakt halten soll, ergänzte Moon. Ziel sei es, „jegliche Kriegsgefahr“ auf der koreanischen Halbinsel zu beseitigen. Schon 1991 hatten sich beide Seiten erstmals auf ein gemeinsames Militärkomitee verständigt, doch kam es wegen den turbulenten Beziehungen bisher nicht zur Umsetzung.

Auf auf sportlicher Ebene streben die Koreas eine Annäherung an. Man wolle sich gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2032 bewerben, hieß es in der von Seoul veröffentlichten Erklärung. Zudem hätten sich Moon und Kim auf Kooperationen bei sportlichen Groveranstaltungen wie den Olympischen Sommerspielen 2020 geeinigt. Details wurden nicht genannt. Für Oktober seien zudem Auftritte eines Künstlerkollektivs aus Pjöngjang in Seoul geplant.

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