Neue VCD-Umweltliste: Diesel wieder umweltfreundlich

Wer ein Auto kaufen muss: Der Verkehrsverband VCD rät mit seiner Liste zu umweltfreundlichen 61 Fahrzeugen. Sogar Diesel sind dabei.

Ein VW Up wird fotografiert

Halbwegs umweltfreundlich – und trotzdem aus Deutschland: der VW Up ist als Diesel und als E-Auto auf der VVD-Liste vertreten Foto: VW

BERLIN taz | Es gibt sie doch: Halbwegs umweltfreundliche Diesel-Fahrzeuge. Nachdem der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) noch im vergangenen Jahr als Folge des Diesel-Skandals alle Selbstzünder von seiner jährlichen Liste der relativ umweltfreundlichen Autos geschmissen hatte, tauchen sie in diesem Jahr wieder auf: Es handelt sich um 22 Fahrzeuge der Schadstoffklasse 6d-Temp, deren Katalysator nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße sauber sei, erklärte der VCD am Donnerstag.

Wer in Zeiten von Fahrverboten ein Auto kauft, sollte laut VCD zu einer der insgesamt 61 Kisten auf der Liste greifen. Dazu zählt der VCD Benzin-Hybride wie den als Familienauto und als Taxi seit Jahren bewährten Toyota Prius Hybrid, sparsame Benzin-Direkteinspritzer mit Partikelfilter wie den Ford Focus EcoBoost oder auch das meist verkaufte Elektroauto in Deutschland: der Renault Zoe ist mit einem Preis von 21.900 Euro auch der günstigste Stromer auf der Liste.

Als Diesel-Fahrzeug schneiden unter anderem der Peugeot 308 SW Blue HDi 100 oder der – deutlich teurere BMW Active Tourer 216d 6-Gang gut ab. Ökologisch heißt nicht unbedingt teuer: Das zeigen Dacia Sandero SCe 75 (Listenpreis 7.990 Euro) oder Kia Picanto 1.0 (9.990 Euro).

Alle vom VCD gelisteten Fahrzeuge stoßen nach dem neuen, realitätsnäheren Prüfverfahren WLTP maximal 135 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Dies entspricht einem Verbrauch von 5,1 Litern Diesel und 5,7 Litern Benzin. Zudem beträgt der Fahrlärm der Autos nicht mehr als 73 Dezibel. Elektroautos durften nicht mehr als 7 Monate Lieferzeit haben, um gelistet zu werden.

Kein Ranking, nur eine Liste

Trotz der Debatte um Autoabgase verzichteten viele Hersteller immer noch auf genaue Angabe von Verbrauchs- und Emissionswerten ihrer Neuwagen, kritisierte der VCD. Deshalb habe man auch nur eine Liste, kein Ranking der umweltfreundlichsten Autos erstellt. Die vorliegenden Daten zeigten zudem, dass nach der neuen WLTP-Messung die Motoren 20 Prozent mehr Sprit schluckten als nach dem bisherigen Verfahren NEFZ.

Autokäufer müssten „genau hinsehen und dürfen sich nicht Autos aus der Mottenkiste andrehen lassen“, warnte der Verkehrsclub. So lägen die Stickoxidwerte fabrikneuer Diesel der Euro 6c-Norm teilweise über den Grenzwerten – ihnen drohten also Fahrverbote in Innenstädten. Es dürfe nicht sein, dass „Dreckschleudern ausgetauscht werden gegen Neufahrzeuge, die im Realverkehr die Stickoxidgrenzwerte um das Mehrfache reißen“, hieß es.

Verkehrsverband VCD

„Die Kunden dürfen sich keine Autos aus der Mottenkiste andrehen lassen“

Das gilt auch für Fahrzeuge deutscher Volumenhersteller, von denen erneut auffällig wenige auf der Liste auftauchen. Kein Mercedes oder Audi, wenige BMW oder VW. Daran wird auch der neueste Vorschlag von Volkswagen wenig ändern: Der VW-Konzern kündigte am Donnerstag an, ab sofort bundesweit alte Diesel aller Hersteller mit den Abgasnormen Euro 1 bis 4 gegen Preisnachlässe nicht nur zurücknehmen, sondern auch verschrotten. Dafür werde der Kauf eines Neuwagens oder eines jungen Gebrauchtfahrzeugs aus dem Konzern mit einem „Preisvorteil“ von bis zu 8.000 Euro unterstützt, hieß es.

Diese Pläne seien „Schrott, lieber eine echte Entschädigung“, forderte der VCD. Autoexperte Stefan Bratzel kommentierte: „Das hilft denen, die ohnehin einen Neuwagen kaufen wollten und es sich leisten können.“ (mit Agenturen)

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