TV-Krimiserie „Die Brücke“: Vier Abende zum Abschiednehmen

Adjö, Saga: Die ZDF-Krimiserie „Die Brücke – Transit in den Tod“ verabschiedet sich zum Glück endlich aus dem Programm.

Eine Frau isst

Mahlzeit: Lecker Kantinenessen für Saga Norén (Sofia Helin) Foto: ZDF/Jens Junker-Jensen

Mit kalten und strengen Augen betrachtet, muss sich die deutsche Fernsehkritik einiges ankreiden lassen. Darunter die allfällige Nachsicht mit skandinavischen Kriminalserien. Bei deren Erörterung bleiben oft auffälligste Logikmängel unerwähnt, die andererseits jedem „Tatort“-Autor mitleidlos unter die Nase gerieben würden.

Denken wir an „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“: Das Opfer aus der ersten Staffel wurde quasi gleich dreimal ermordet. Oder an „Die Brücke – Transit in den Tod“. Bei rechter Überlegung musste der Täter an mehreren Orten gleichzeitig gewesen sein. Und das sind nur die groben Ungereimtheiten.

Das mehrköpfige Autorenteam um Headwriter Hans Rosenfeldt gefällt sich im Aushecken immer neuer perfider Mordszenarien. Bewusst gesetzte Sadoeffekte, um die Drehbuchschwächen zu überspielen. Dabei würde die Serie ohne Weiteres auf Basis klassischer Polizeiarbeit funktionieren, vor allem dank der ursprünglich originellen Figur der Saga Norén (Sofia Helin).

Norén weist Züge des Asperger-Syndroms auf. Feste Ordnungen sind für sie unabdingbar. Sie verfügt über einen scharfen Verstand und ein gutes Auge, ihre Defizite liegen auf dem Gebiet sozialer Interaktion. Taktische und diplomatische Rhetorik kennt sie nicht, spricht unbefangen aus, was sie gerade denkt. Auch privat.

Ihre sexuellen Bedürfnisse bringt sie unverblümt zum Ausdruck, lebt sie aus und wendet sich nach dem Vollzug nüchtern wieder ihrer Arbeit zu. Romantik ist für sie kein nachvollziehbares Konzept. Sie weiß nichts damit anzufangen, wenn ihre Geschlechtspartner noch kuscheln wollen. Eine schöne Umkehrung hergebrachter Verhaltensmuster.

Mit der vierten Staffel von „Die Brücke“ heißt es Abschied nehmen von Norén. Die Autoren haben ihr viel zugemutet. Für ihre Psychotherapeutin listet sie auf: eine Mutter mit Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, der Suizid der Schwester, ihr väterlicher Freund wurde ermordet, ein Kollege aus Rachsucht selbst zum Mörder, auch die Mutter nahm sich das Leben und ließ die Tat so aussehen, als sei sie von Saga begangen worden.

„Die Brücke – Das Finale“. So., 22 Uhr, ZDF

Ein letztes Mal jagen Rosenfeldt und Konsorten Saga Norén durch eine Passionsgeschichte, in der auch ihr Partner Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) – ­Ehefrau ermordet, Kinder vermisst, ­Drogenvergangenheit – erneut einiges um die Ohren geschlagen bekommt. Ist gut jetzt, denkt man nach der ersten Folge. Und sagt nach der ­letzten ohne Wehmut: Adjö, Saga.

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