Neue Räume für Potse und Drugstore: Punks ohne laute Mucke

Für die selbstverwalteten Jugendzentren Potse und Drugstore sind neue Räume gefunden. Dem Anspruch werden diese nicht gerecht.

Gezeichnetes Gesicht mit Finger in der nase

Der Popelpunker auf der Plakatwand des Drugstore Foto: Daniél Kretschmar

BERLIN taz | Die autonomen Jugendzentren Potse und Drugstore gegenüber vom Schöneberger Pallasseum sollen eine neue Heimat bekommen. Noch diese Woche will der Bezirk einen 10-Jahres-Mietvertrag für Räumlichkeiten in der Potsdamer Straße 134 unterschreiben. Grundsätzlich sei man sich mit dem Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag einig, so Uwe Klotz, Referent der Abteilung Stadtentwicklung und Bauen im Bezirk auf taz-Anfrage.

Bei den Jugendhilfeeinrichtungen, die Anfang Januar nach 46 Jahren aus der Potsdamer Straße 180 vertrieben werden, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Zwar sind die neuen Räume nur 800 Meter von den bisherigen entfernt, aber für die gewünschte Nutzung sind sie ungeeignet. Konzerte oder Bandproben sind dort ausgeschlossen, weil über den Gewerberäumen Mietwohnungen liegen. „Ein Teil unseres Angebots fällt dann für unbestimmte Zeit weg“, sagt Domi, eine Aktivistin des Drugstore-Kollektivs der taz.

Auch im Bezirk will man die gefundene Lösung nicht schönreden: „Die Lösung als Gesamtpaket ist nicht da“, sagt Klotz. Ein alternativer Standort, in dem auch eine laute Nutzung möglich gewesen wäre, hatte sich zerschlagen. Das nun gefundene Objekt aber ermögliche den Weiterbetrieb der Arbeit von Potse und Drugstore. Denn die Frist war knapp geworden: Am 3. Januar müssen die Einrichtungen aus ihren angestammten Räumen heraus sein.

Domi, Drugstore-Aktivistin

„Bevor wir ausradiert werden, nehmen wir das Angebot an“

Das ehemals städtische Haus wurde erst an die BVG, später an Spekulanten verkauft. Der jetzige Eigentümer, Intown Gruppe, hatte die Miete zwischen 2015 und 2018 von gut 200.000 Euro auf 366.000 Euro hochgesetzt. Zuletzt beschwerten sich die neuen kreativen Nachbarn des Co-Working und Co-Living-Unternehmens rent24 über die Lautstärke der Jugendlichen – und lösten etwa einen rabiaten Polizeieinsatz aus. In den leerzuziehenden Räumen ist noch mehr Co-Working und ein Luxus-Hotel geplant.

Noch viel zu tun

Wohl ab Dezember kriegen Potse und Drugstore die Schlüssel für ihre neuen Räume, so Klotz. Eine Schadstoffsanierung sei abgeschlossen. Bis die Jugendarbeit weitergeführt werden kann, muss jedoch noch umgebaut werden. Die notwendigen Arbeiten an Sanitäranlagen oder zu einem Mindestmaß an Schallschutz werden voraussichtlich ein halbes Jahr ­brauchen. In dieser Zeit überlässt die Gewobag die Räume mietfrei.

Für die Träger der Jugendarbeit gibt es ein weiteres Problem. Bisher waren Potse und Drugstore getrennt, bedienten bei aller Ähnlichkeit eine unterschiedliche Klientel, die Potse war „punkiger und bunter“, wie Domi sagt. Künftig müssen sich beide eine Fläche von 350 Quadratmeter teilen. „Wir möchten die Autonomie der Kollektive erhalten“, sagt sie, aber auch: „Bevor wir ausradiert werden, nehmen wir das Angebot an.“ Wichtig sei, die kostenlosen Angebote für Jugendliche fortzuführen.

Der Bezirk verspricht, nach Vertragsunterzeichnung weiter nach Räumen für Konzerte zu suchen. Potse und Drugstore wollen laut bleiben, etwa auf einer nächsten Demo am 15. Dezember.

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