Der
Ort
von
Erinnerung
beleuchtet

2015 flüchtete die kurdische Dichterin
Widad Nabi aus Syrien nach Berlin.
Interview auf den Seiten 46 und 47

Bradley Secker fotografierte syrische Flüchtlinge in der Türkei mit den Schlüsseln ihrer zurückgelassenen Häuser in der Hand. Alle Bilder hier zeigen Schlüssel von Häusern in Aleppo, wo auch Widad Nabi lebte. Mehr aus der Fotoserie Syrian Nakba unter www.bradleysecker.com Fotos: Bradley Secker/laif

Auf dem Weg zu deinem neuen Zuhause

gibt es eine lange Straße der Sehnsucht,

du wirst dort ewig entlanglaufen.

Berührst du das harte Metall

des Busses hier,

wächst dort eine Narzisse

auf dem Metallgriff deiner Haustür.

So bleiben die Häuser ihren

vertriebenen Besitzern treu.

Mitten im Schlaf

wachst du jede Nacht auf.

Der Wasserhahn tropft immer noch

in deiner alten Küche.

Das Leben wird nicht so schlimm,

es schenkt dir ein neues Haus.

Aber deine Seele bleibt ein Wolf,

der jede Nacht heult

auf der Stufe deines alten Hauses.

Auszug aus „Der Ort von Erinnerung beleuchtet“ von Widad Nabi