18-Jährige flüchtet nach Thailand: Einreisestreit um Saudi-Araberin

Eine 18-Jährige ist aus Angst vor ihrer Familie nach Thailand geflohen. Sie soll dem Islam abgeschworen haben.

Flughafen Bangkok

Politische Turbulenzen: Flughafen in Bangkok Foto: imago/ Aviation-Stock

BERLIN taz | Eine aus Saudi-Arabien nach Thailand geflüchtete 18-Jährige wird zunächst nicht abgeschoben. „Wenn sie nicht ausreisen will, werden wir sie nicht zwingen“, sagte der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde am Montag. Rahaf bint Mohammed bin Mutlaq al-Qunun hatte sich in einem Zimmer eines Transithotels auf dem Flughafen verschanzt. Nach eigenen Angaben ist al-Qunun vor ihrer Familie geflohen, um in Australien Asyl zu beantragen. Der britische Guardian konnte verifizieren, dass al-Qunun ein dreimonatiges Touristenvisum für Australien hat. Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR besuchten die Frau am Montag und begleiteten sie aus dem Flughafen hinaus.

Gegenüber Human Rights Watch gab al-Qunun an, am Samstag von Kuwait nach Thailand geflogen zu sein. Am Flughafen in Bangkok hätten Vertreter der saudischen Botschaft ihren Pass eingezogen und gesagt, sie würde am Montagmorgen nach Kuwait abgeschoben, wo ihr Vater und Bruder warten würden. Saudi-Arabien stritt ab, den Pass eingezogen zu haben. Al-Qunun sagte, sie sei vor familiärer Gewalt geflohen, vor Schlägen und Todesdrohungen. Der Guardian, der mit einer befreundeten Person von al-Qunun sprach, ohne deren Namen zu nennen, berichtete darüber hinaus, al-Qunun habe dem Islam abgeschworen.

In den sozialen Medien erregte der Fall Aufsehen. Offenbar hatte al-Qunun erst kurz vor ihrer Flucht einen Twitter-Account eröffnet. Über diesen postete sie Updates ihrer Situation, darunter Videos aus dem Hotelzimmer. Innerhalb weniger Tage folgten ihr auf Twitter rund 50.000 Nutzer. Ob hinter dem Account al-Qunun selbst steht oder eine andere Person, die in ihrem Namen spricht, konnte zunächst nicht festgestellt werden.

Besorgnis in Berlin

Human Rights Watch und zahlreiche Regierungen warnten vor einer Abschiebung al-Qununs. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin verlautete, auch die deutsche Botschaft in Bangkok habe „die thailändische Seite aus humanitärer Besorgnis kontaktiert“.

Brisant könnte es werden, sollte sich bewahrheiten, dass al-Qunun die Tochter von Mohammed bin Mutlaq al-Qunun al-Schammari ist. Dieser war Gouverneur in al-Sulaimi in der Provinz Ha’il. Er dürfte gute Kontakte zur saudischen Regierung haben. Eine Tochter, die vor ihm ins Ausland flieht und offen den islamischen Glauben ablegt, wäre für ihn eine Blamage. In den Einträgen auf al-Qununs Twitter-Account war von dem Vater zunächst nicht die Rede, später hieß es dann, der Vater sei persönlich nach Thailand gereist, um seine Tochter zu holen.

Denkbar ist nun, dass al-Qunun statt in Australien in Thailand Asyl beantragt. Mit ihrem Visum könnte sie aber auch nach Australien fliegen. Den Pass bekam sie im Verlauf des Montags zurück. Sollte Riad ihre Auslieferung fordern, könnte es zu diplomatischen Verwerfungen kommen.

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