Leverkusen in der Fußball-Bundesliga: Bosz' zweite Mission

Bayer Leverkusen hat beim 0:1 gegen Mönchengladbach Offensive gezeigt. Für Neu-Trainer Peter Bosz geht es auch um sein Image.

Spieler im Kampf um den Ball

Hat keinesfalls immer nur den Ball im Blick: Leverkusens Kevin Volland (vorne) Foto: dpa

LEVERKUSEN taz | Vor dem Duell in der BayArena hatte Dieter Hecking fein gegen die Leverkusener und ihren neuen Trainer gestichelt. Nun, mit dem 1:0-Erfolg im Handgepäck, gab sich Mönchengladbachs Trainer bemerkenswert handzahm. Dem beim Werksklub frisch angetretenen Kollegen Peter Bosz legte er freundschaftlich die Hand auf die Schulter und plauderte auf dem Weg zum Ausgang noch ein paar Takte mit ihm. Vor dem Spiel hatte Hecking gesagt: „Ich glaube, mit Peter hat Leverkusen einen fantastischen Trainer geholt.“ Und Hecking prognostizierte: „Was er vorhat, kann er mit dieser Mannschaft umsetzen – das hat man zum Teil schon gesehen.“

Zum Teil sah man allerdings auch wieder viel von dem, was den Klub im vergangenen Herbst ins sportliche Mittelmaß abrutschen ließ: mitunter etwas kopfloser Eifer in der Offensive, erkennbare Durchhänger nach Rückschlägen, im Vergleich mit Gladbach weniger gewachsene Strukturen beim Aufbauspiel. Bezeichnend: In der Hinrunde verlor Bayer unter Heiko Herrlich alle Partien gegen die Top sieben der Liga, Nachfolger Bosz setzte diese dunkle Serie nun nahtlos fort.

Zwei Wochen gemeinsamer Vorbereitung seien nicht viel, klagten die Leverkusener vor der Partie; so klagten sie auch danach wieder. Hinzu kommt der jetzt schon drängende Faktor Zeit: Der Rückstand auf die internationalen Plätze ist weiter gewachsen, und als Gegner warten Wolfsburg und München. „Die nächsten Spiele werden nicht einfach“, ahnt Bosz. „Aber wir werden uns verbessern.“ Bei seinem ersten Bundesligaversuch in Dortmund, der bereits nach sechs Monaten scheiterte, ging der Trend allerdings in die entgegengesetzte Richtung: Nach starkem Start ließ der BVB stark nach, agierte in Bosz’ pressingbetontem 4-3-3-System zunehmend anfällig.

Unter dem Bayer-Kreuz haben sie dem Fußballlehrer aus Apeldoorn nun mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Der betonte Optimismus an der A1 war auch Dieter Hecking nicht entgangen. „Wir brauchen Leverkusen nicht zu hoch hängen. Wir sind gespannt, ob sie so gut sind, wie sie tun“, kommentierte er vor dem rheinischen Duell. In gewisser Weise sah er sich danach bestätigt: Denn wo Bosz draufsteht, ist weiterhin Bosz drin.

„Bei allen Taktiken ist entscheidend, dass du auch mal einen reinmachst. Das ist der Kritikpunkt. Die Niederlage ist enttäuschend, nicht aber die Art und Weise“, sprach Bayers Sport-Geschäftsführer Rudi Völler sich und dem neuen Cheftrainer Mut zu. Und Mittelstürmer Kevin Volland sagte: „Es gab vorher eine gewisse Unsicherheit, ob das klappt. Darum war es für die Mannschaft wichtig zu sehen, dass wir das spielen können, was der Trainer will.“

Sturkopf, Offensive und Spektakelfußball

Den Ruf, ein Sturkopf zu sein, bringt Bosz aus seinem Halbjahrs-Job in Dortmund mit nach Leverkusen. Zugleich ist dem Niederländer sehr daran gelegen, sein Image hierzulande zu korrigieren. Den mäßig erfolgreichen Versuch, Rechtsfuß Karim Bellarabi über links und den Jamaikaner Leon Bailey auf Bellarabis rechter Seite stürmen zu lassen, revidierte er gegen Gladbach nach einer Stunde – und läutete damit die stärkste Phase seines Teams ein.

Kevin Volland

„Es gab vorhereine gewisse Unsicherheit“

Insgesamt wirkte Bayers Auftakt unter dem holländischen Coach deutlich kontrollierter als bei dessen Spektakelfußball in Dortmund. So bleiben soll das allerdings nicht. „Ich habe bei meinem Antritt hier gesagt: Man muss aus Fehlern lernen“, sagte Bosz zwar, kündigte aber zugleich an: „Die Mannschaft soll eine bestimmte Spielweise ausführen. Aber wir wollen das noch viel offensiver haben.“

Das deutete sich am Samstag auch schon an. Zum Beispiel bei Jungstar Kai Havertz, der Gästekeeper Yann Sommer nach gut einer Stunde aus fünf Meter Entfernung direkt in die Arme schoss. „Wir waren vor dem Tor wieder nicht konsequent genug“, benannte der 19-jährige Nationalspieler später ein altbekanntes Bayer-Problem. „Das hat uns Gladbach vorgemacht – und mit der ersten Chance gleich die Bude geschossen.“

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