Berlinale-Staralbum – Zoe Kazan: Die Unterschätzte

Sie rettet den sirupartigen Film „The Kindness Of Strangers“ mit ihrer Performance: Zoe Kazan hätte mehr Aufmerksamkeit im Filmbiz verdient.

Eine Frau mit glatten braunen Haaren lächelt

Zoe Kasan Foto: reuters

Es ist so eine Sache mit durch und durch gutmütigen, unschuldigen Frauenfiguren im Kino: Man hat das Gefühl, man kenne sie aus hundert anderen Filmen und wartet auf einen Bruch, einen Ausraster oder so.

Clara, Protagonistin von Lone Scherfings „The Kindness of Strangers“, liefert nichts davon. Allenfalls gibt sie uns ein bisschen Verzweiflung angesichts der Sorge um ihre Kinder, die sie vom gewalttätigen Vater entführt und mit denen sie obdachlos in Manhattan endet. Schauspielerin Zoe Kazan allerdings gibt dieser Figur eine Tiefe, die im Drehbuch nicht angelegt scheint.

Mit weißer Rüschenbluse und dezentem Make-up erscheint Zoe Kazan zur ersten Pressekonferenz dieser Berlinale. Sie wirkt zurückhaltend, studiert konzentriert die Aufschrift der Wasserflasche auf ihrem Pult. Es ist erstaunlich, dass Kazan von der Presse kaum eine Frage gestellt wird, obwohl sie den ziemlich sirupartig-empathischen Film mit ihrer Performance rettet.

Stattdessen stürzen sich alle auf Nebendarsteller Bill Nighy. Kazan scheint sich kaum daran zu stören, vielleicht ist sie es gewohnt, für ihre Qualitäten unterschätzt zu werden.

Sie dreht viel Indie

„Ich habe viel recherchiert, um mich in die Figur hineindenken zu können“, sagt sie, „ich habe mit Menschen gesprochen, die aus missbräuchlichen Beziehungen geflohen sind, und mit solchen, die ihr Zuhause verloren haben. Anders hätte ich mich gar nicht an die Rolle herangewagt.“

Ihr falle es schwer, ohne eine gemeinsame Probe plötzlich auf dem Set mit Menschen zu stehen. Schließlich ist Kazan, 36, nicht nur in Hollywood, sondern auch am Broadway zu Hause, wo sie regelmäßig von Kritiker*innen mit Lob überschüttet wird – in der Filmbranche hat sie sich noch kein klares Image erarbeitet.

Kazan dreht viel Independent, schreibt Drehbücher, etwa für die Leinwandadaption von Richard Fords „Wildlife“. Womöglich ist Kazan zu interessant für die ersten Reihen einer Branche, die vor allem knappe Floskeln, hotte Körper und langweilige Männer promotet.

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