Kommentar Rücknahme von IS-Kämpfern: Donald Trump hat Recht

Deutschland ist für seine Staatsbürger verantwortlich, auch wenn sie Terroristen sind. Auch IS-Kämpfer müssen zurückgenommen werden.

Männer sitzen draußen in der kürzlich befreiten Stadt Hadschin.

Sind froh, den IS in ihrem Ort los zu sein: Männer in der kürzlich befreiten Stadt Hadschin Foto: dpa

Lassen wir die Art und den Ton einmal außen vor. Und blenden wir die infame Drohung aus, mit der US-Präsident Trump operiert. Dass nämlich die USA im schlimmsten Fall die aus Europa stammenden IS-Kämpfer, die derzeitig in kurdischer Gefangenschaft sind, freilassen müssten und diese dann heimlich nach Europa zurückkehren könnten. Vergessen wir zudem einen Augenblick, dass der Erfolg des „Kalifats“ viel mit dem von den USA 2003 geführten Irakkrieg zu tun hatte.

Lässt man das alles also außen vor, spricht viel dafür, Trump dieses Mal recht zu geben. Deutschland und die anderen europäischen Staaten müssen ihre IS-Kämpfer wieder aufnehmen.

Auf den ersten Blick scheint es zwar verständlich, dass niemand hochgefährliche und brutalisierte Kämpfer ins Land lassen will, und auf viele der Inhaftierten wird diese Beschreibung zutreffen. Doch Deutschland ist für seine Staatsbürger verantwortlich, egal ob sie Friedensnobelpreisträger oder Terroristen sind. Mit dieser Begründung schiebt Deutschland regelmäßig straffällig gewordene Ausländer in ihre Herkunftsländer ab – und setzt derzeit viel daran, dies künftig noch häufiger und schneller zu tun.

Dann bei den eigenen Staatsangehörigen abzuwinken beinhaltet schon eine gehörige Portion Doppelmoral. Zudem radikalisierten sich die meist jungen Menschen in Deutschland, bevor sie nach Syrien und in den Irak ausreisten – ihr Werdegang hat auch mit der hiesigen Gesellschaft zu tun.

Sie sollten also hier vor Gericht gestellt werden. Nicht alle werden dann im Gefängnis landen. Manche nicht, weil Beweise fehlen, andere, weil ihre Vergehen dafür nicht groß genug waren. Die Gefährlichen müssen die Sicherheitsbehörden überwachen. Den anderen, den Desillusionierten und Einsichtigen, sollte man helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Familien, die sie zurückgelassen haben, können dabei eine Hilfe sein. Auch das ist ein Argument dafür, sie zurück nach Deutschland zu holen. Eine der Herausforderungen besteht darin, die einen von den anderen zu unterscheiden.

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Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.

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