Walfang in Island: Das Töten geht weiter

Island ist einer der ganz großen Whale Watching Hotspots. Bald sollen die Schiffe aber den Weg frei machen für Walfänger.

2 Männer und 1 Frau mit Äxten stehen um einen toten Finnwal auf enem Schiffsdeck

2006, als dieses Foto entstand, betrug die Fangquote für Finnwale noch 9 Tiere, heute sind es 209 Foto: Imago

STOCKHOLM taz | Trotz einheimischer und internationaler Proteste will Island auch in Zukunft Wale jagen. Fischereiminister Kristján Thór Júlíusson genehmigte den Fang von Zwerg- und Finnwalen zunächst bis 2023. Die genauen Fangquoten sollen noch festgelegt werden.

In der Vergangenheit übernahm die Regierung die vom Meeresforschungsinstitut Hafrannsóknastofnun empfohlenen Quoten. Dieses schlägt pro Fangsaison 217 Zwergwale und 209 Finnwale vor. Das wären in 5 Jahren bis zu 2.130 getötete Wale.

Auch zur Begründung der Genehmigung bezog sich der Minister auf das Institut. In einem Rapport bezeichneten dessen Experten den Walfang nicht nur als nachhaltig, sondern auch als notwendig, um die Fischbestände um Island nicht zu gefährden. Walfanggegner kritisieren das, finden es aber wenig überraschend: Schließlich sei der Hauptverfasser des Rapports ein Walfangbefürworter, der auch noch der Partei des Ministers angehöre.

Auch mehrere Meeresforscher werfen den Autoren des Berichts eine fehlerhafte Methodik vor. Sie zögen zudem teilweise völlig falsche Schlussfolgerungen aus einer 2015 vorgenommenen Bestandszählung. Der Schriftsteller und Umweltaktivist Andri Snær Magnason spricht vom „Fantasieprodukt“ eines Ökonomen, „der glaubt, die Welt sei eine Excel-Tabelle“.

Was wird aus Whale Watching?

Wolle Island sich glaubwürdig als Land präsentieren, dem es mit dem Umweltschutz ernst sei, „muss dieses Töten sofort gestoppt werden“, fordert Árni Finnsson, der Direktor der isländischen Naturschutzverbands. Ganz unverständlich sei, dass man nun sogar die Jagd auf andere Walarten als Zwerg- und Finnwale erwägen wolle.

Die Experten von Hafrannsóknastofnun und der Minister erwarten vom neuen Walfang keine negativen Folgen für den Tourismus. Dieser ist laut Zahlen der Industrieländerorganisation OECD mittlerweile noch vor dem Fischfang und der Aluminiumindustrie mit 39 Prozent Islands wichtigste Exporteinnahmequelle.

Der Walfangbeschluss könnte auch den Bestand der Dreiparteienkoalition aus Links-Grünen, Konservativen und Rechtsliberalen gefährden.

Und zu einem erheblichen Teil kommen diese Einnahmen aus dem Whale-Watching. Dessen Veranstalter und Anbieter sind kritisch. Laut dem Branchenvorsitzenden Rannveig Grétarsdóttir befürchten sie durchaus negative Auswirkungen auf das Geschäft. Eine Rolle spielt dabei, dass im Bericht des Meeresforschungsinstituts von möglichen Restriktionen für die Whale-Watching-Boote die Rede ist, damit diese den Walfang nicht behindern. Bisher war es umgekehrt: Der Walfang wurde räumlich begrenzt, um die Walbeobachtung nicht zu stören.

Der Walfangbeschluss könnte auch den Bestand der Dreiparteienkoalition aus Links-Grünen, Konservativen und Rechtsliberalen gefährden. Links-grün hatte sich für eine endgültige Beendigung der Waljagd stark gemacht. Umweltminister Guðmundur Ingi Guðbrandsson zeigte sich deshalb auch „sehr enttäuscht“, betonte aber gleichzeitig, es liege nun einmal in der alleinigen Kompetenz des Fischereiministers, Walfang zu genehmigen.

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