DFB-Frauen gegen Frankreich: Mit neuem Mut

Die deutschen Fußballerinnen starten ins WM-Jahr. Für Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ist der Test gegen Frankreich die erste Praxisprüfung.

Voss-Tecklenburg steht am Spielfeldrand, schaut konzentriert und faltet die Hände

„Wir brauchen gute Gegner, um bei der WM wirklich performen zu können“, sagt Voss-Tecklenburg Foto: imago/Geisser

BERLIN taz | Noch immer erinnern sich gerade die älteren Bewohner in Laval gerne an ihre deutschen Fußballer. Die Mittelstürmer Erwin Kostedde und vor allem der in Frankreich überaus populäre Braunschweiger Uwe Krause erwuchsen fast zu Institutionen der Kleinstadt, als sie Anfang der 80er Jahren mit ihren Toren dafür sorgte, dass der Provinzklub Stade Laval eine prächtige Rolle in der französischen Liga.

„Der deutsche Fußball hat dort noch immer einen besonderen Ruf“, hat auch die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg festgestellt, und vielleicht ist diese Verbundenheit mit ein Grund dafür, dass das knapp 19.000 Zuschauer fassende Stade Francis Le-Basser für das prestigeträchtige Testspiel der Frauen-Nationalmannschaften aus Frankreich und Deutschland (Donnerstag 21 Uhr, Eurosport) ausverkauft ist.

Für Voss-Tecklenburg ist es zum Einstand ein Härtetest de luxe, gleich beim WM-Ausrichter und Mitfavoriten anzutreten. „Wir haben uns für solch ein Spiel bewusst entschieden“, erklärt die 51-Jährige, „wir brauchen gute Gegner, um bei der WM wirklich performen zu können.“ Bislang kennt die Trainerin ihre Spielerinnen nur aus dem Trainingslager in Marbella, in der auch etliche Theoriestunden zusammenkamen.

Nun steht der erste Prüfstein in der Praxis an. Auch in den folgenden Tests in Schweden (6. April), gegen Japan (9. April) und einen weiteren WM-Teilnehmer (30. Mai) geht es darum, sich gegen Top-Nationen zu beweisen.

Svenja Huth vertritt Alexandra Popp als Kapitänin

Voss-Tecklenburg will sehen: „Welches Korsett, welche Ansprache und welche Systeme passen am besten?“ Sie verlangt Mut und Selbstbewusstsein von allen Akteurinnen, und vielleicht ist es gar kein Nachteil, dass arrivierte Kräfte fehlen. Stammtorhüterin Almuth Schult befindet sich nach einer Masern-Infektion noch in der Rekonvaleszenz, Stammverteidigerin Leonie Maier fehlt mit muskulären Beschwerden. Und eine Ober­schenkel­blessur verhindert das Mitwirken der neuen Kapitänin Alexandra Popp, die aber zur Unterstützung trotzdem mitgereist ist.

Die Binde wird nun ihre neue Vertreterin Svenja Huth tragen. Voss-Tecklenburg will den Kreis der Führungsspielerinnen größer halten und denk dabei an Melanie Leupolz, Sara Däbritz und Ex-Kapitänin Dzsenifer Marozsan, die als Leistungsträgerin des Champions-League-Siegers Olympique Lyon einen besonderen Frankreich-Bezug aufgebaut hat.

Martina Voss-Tecklenburg

Wir haben ein klares Minimalziel: Qualifkation für Olympia

Der DFB-Tross hält sich insgesamt fünf Tage in der 60 Kilometer westlich von Laval gelegenen Stadt Rennes auf, wo das erste WM-Gruppenspiel ­gegen China (8. Juni) steigt. Hier soll die Gruppe weiter zusammenwachsen. Freitag ist die Rückreise nach Deutschland geplant, es folgen ein internes Testspiel gegen ein männliches Juniorenteam und zum Abschluss zwei Marketingtage.

Doch vorerst gilt der Fokus dem ersten Länderspiel des Jahres. Die französischen Fußballerinnen haben unter der nach der Enttäuschung bei der EM 2017 installierten Nationaltrainerin Corinne Diacre so viel Fahrt aufgenommen, dass Voss-Tecklenburg als Augenzeugin des 3:1-Testspielsieges gegen Weltmeister USA Mitte Januar mächtig staunte. Dass die Frauen im eigenen Land ihren Männern mit dem WM-Titel nacheifern wollen, ist offenkundig. In Deutschland ist hingegen – auch wegen der verschenkten Zeit unter Steffi Jones – die Erwartungshaltung gesunken.

Zu den Zielen bei der WM meint Voss-Tecklenburg: „Wir haben ein klares Minimalziel: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.“ Dafür muss die DFB-Auswahl beim 24er-Turnier unter die besten drei europäischen Teams kommen. Schon bei der letzten WM 2015 benötigte die deutsche Mannschaft in einem dramatischen Viertelfinale im kanadischen Montreal gegen Frankreich ein Elfmeterschießen, um sich fürs Halbfinale und damit auch für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren, wo das Team dann bekanntlich ja Gold gewonnen hat.

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