Umgang mit #MeToo-Tätern: Bitte nicht wieder in Machtpositionen

Emma Thompson sagte ihre Sprechrolle für einen Trickfilm ab, weil ein #MeToo-Täter Animationschef ist. Das ist richtig und wichtig für Betroffene.

Eine Frau, Emma Thompson

Emma Thompson will, dass sich was ändert und greift zu entsprechenden Maßnahmen Foto: ap

Schauspielerin Emma Thompson hat ihre Sprechrolle in einem Animationsfilm der Produktionsfirma Skydance abgesagt. Grund dafür ist der neue Chef der Animationssparte in der Firma, John Lasseter. Der ehemalige Kreativchef für Animation bei Disney soll Mitarbeiterinnen begrabscht, geküsst und deren körperliche Attribute kommentiert haben. Deshalb hatte sich Disney im vergangenen Jahr von ihm getrennt und Lasseter nahm sich eine Auszeit, um „über sein Leben nachzudenken“.

Jetzt will Skydance ihm eine zweite Chance geben – und Emma Thompson sagt in einem Brief: Nein, nicht mit mir. Bei dieser „zweite Chance“ verdient Lasseter höchstwahrscheinlich Millionen, schreibt sie, und fragt im gleichen Zug: Wieviel Geld bekommen denn die Mitarbeiter*innen, die ihm eine zweite Chance geben?

Das mag für einige zu hart klingen, ist aber nur konsequent, wenn man bedenkt, welches Zeichen man senden will – zum Beispiel an die Betroffenen von sexueller Belästigung und Gewalt. Konsequent ist es auch im Hinblick darauf, wie mit anderen #Metoo-Tätern schon umgegangen wurde. Um nur drei Beispiele zu nennen: Kevin Spacey verlor seine Hauptrolle in der Serie „House of Cards“, genauso Jeffrey Tambor in der Amazon-Serie „Transparent“, in der Musikbranche trennte sich Sony Music von R. Kelly, gegen den es zahlreiche Missbrauchsvorwürfe gibt.

Bei R. Kelly hat zusätzlich Lady Gaga ein deutliches Zeichen gesetzt und den Song „Do What U Want“, den sie 2013 mit ihm aufgenommen hatte, von allen Streaming-Diensten entfernt. Währenddessen wurden in Deutschland noch Tickets für seine Konzerte verkauft. Jetzt wurde seine Deutschland-Tour aber abgesagt.

Neben den Positiv-Beispielen von Firmen, die #MeToo-Tätern keine große Bühne mehr bieten wollen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen, gibt es also noch diejenigen, die keine Position zu solchen Themen beziehen wollen (deutsche Ticketverkäufer) und solche, die gerne zweite Chancen geben (Skydance).

Zweite Chancen könnten und sollten aber anders aussehen, als einem Täter genau die gleiche Machtposition zu geben, die er vorher inne hatte. Einzelpersonen wie Emma Thompson oder Lady Gaga werden zu Hoffnungsträgerinnen, wenn sie aus eigener Initiative Zeichen setzen. Für Thompson war ihr Schritt schon allein deshalb selbstverständlich, weil sie befürchtet, dass sich ansonsten für die Generation ihrer Tochter nie etwas ändern wird.

Für die #MeToo-Bewegung sind solche Schritte generell wichtig, weil andere Einzelpersonen dazu ermutigt werden, selbst konsequent Haltung zu zeigen.

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