Antisemitismus im Fußball: Hass gegen Davidstern

Der Torhüter des Oberligisten TV Askania Bernburg und der Bundeswehrauswahl, verbreitet einen antisemitischen Post. Der Verein reagiert.

Spruchband auf der Tribüne

Leidgeprüft: Fans von Chemie Leipzig kennen sich mit Antisemitismus im Fußball aus Foto: imago

Die Wahrheit liegt schon lange nicht mehr nur auf dem Platz, Fußball findet vermehrt auch in den sozialen Medien statt. Mesut Özil verabschiedete sich etwa via Twitter aus der deutschen Nationalmannschaft und Thomas Müller erklärte über denselben Kanal, wie er seine Verbannung aus der DFB-Elf erlebt hat. Zuweilen aber kommen auch weniger Prominente auf diesem Wege zu Prominenz.

Am Wochenende sorgte ein antisemitischer Post des Amateurfußballers Giovanni Datenmasch für Aufsehen. Der Torhüter von Oberligist TV Askania Bernburg veröffentlichte am Samstag nach der 1:6-Niederlage seines Vereins beim BSG Chemie Leipzig ein Foto von sich im Blickduell mit dem gegnerischen Kapitän Stefan Karau in seiner Instagram-Story. Auf der Kapitänsbinde von Karau war ein Davidstern platziert und auf Datemachs Brust stand in Großbuchstaben das Wort Hass. Zwischen den Köpfen der beiden Spieler war zudem ein Explosionssymbol zu sehen.

Der TV Bernburg reagierte am Montag auf den antisemitischen Post seines Spielers mit der sofortigen Kündigung des 21-Jährigen und seinem Ausschluss aus dem Verein. „Wir stehen in Bernburg für Werte wie Toleranz und Weltoffenheit. Dieses Gedankengut hat bei uns nichts verloren“, teilte der sportliche Leiter, Max-Martin Schulze, auf der Facebookseite des Vereins mit. Auch Trainer Tobias Donath distanzierte den Verein und sich selbst „auf das Schärfste von solchen Haltungen.“ Man könne „diese Einstellungen keineswegs tolerieren.“

Mit dieser Entscheidung positioniert sich Bernburg verhältnismäßig deutlich und schnell gegen Antisemitimus. Vor allem angesichts der Vorfälle beim Chemnitzer FC, bei dem des verstorbenen Neonazis und Hooligans Thomas Haller im Station gedacht wurde, ein wichtiges Zeichen.

Bundeswehr äußert sich nicht

Für Giovanni Datemasch, der früher bei Lok Leipzig gekickt hat, ein Verein, der auch wegen seiner rechtsextremen Fans bei Anhängern von Chemie Leipzig sehr verhasst ist, könnte sein Post hingegen noch Konsequenzen abseits des Amateursports nach sich ziehen. Denn das Pikante an dem nun Ex-Bernburger: Er ist bei der Bundeswehr angestellt und hat auch schon Spiele für die Bundeswehr-Fußball-Nationalmannschaft absolviert.

Im Gegensatz zur deutlichen Entscheidung des Verein gab es auf Anfrage der taz von der Bundeswehr lediglich die Auskunft, dass sich zu Personalmaßnahmen grundsätzlich nicht geäußert werde. Der Fall sei bekannt, aber in Personalfragen würde allgemein erst nach gründlichen Untersuchungen und Prüfungen eine Entscheidung getroffen und bekanntgegeben. Dass eine solche Untersuchung gegen Datemasch eingeleitet wurde, wollte man aber nicht bestätigen.

Es bleibt also abzuwarten, ob sich die Bundeswehr noch zu Datemasch positioniert, ob er seinen Posten behält oder vielleicht sogar weitere Fußballspiele für sie bestreitet. Auf Twitter postete die Bundeswehr am Montag folgendes Statement: „Wegen vieler Nachfragen: Extremismus jeglicher Richtung hat in der Bundeswehr und bei ihren 250.000 Angehörigen keinen Platz. Wir gehen daher jedem Verdachtsfall mit allem Nachdruck nach.“ Da es allerdings keinen Verweis auf den konkreten Vorfall beinhaltet und Fälle von Extremismus in der Bundeswehr keine Seltenheit sind, kann nicht sicher von einer Verbindung zu Datemasch ausgegangen werden.

Ein Versehen

Dieser hatte sich am Sonntag zu seinem Post geäußert und gegenüber dem Sportportal Sportbuzzer vor allem seine mangelnde Social-Media-Kompetenz für den antisemitischen Post verantwortlich gemacht. „Ich bin nicht der Hellste in der App“, räumte Datemasch ein. Er habe das Bild gesehen und dann versehentlich in seiner eigenen Story weiterverbreitet.

Zumindest hat der Torhüter nach seinem Eingeständnis der Inkompetenz entsprechende Konsequenzen gezogen. Sein Instagramm-Account ist deaktiviert. Derweil hatte Askania-Präsident Michael Angermann am Sonntag Datemaschs Post ebenfalls bei Sportbuzzer kommentiert: „Wie kann man nur so blöd sein.“ Er kündigte Gespräche mit allen Spielern zum Umgang mit den sozialen Netzwerken an.

Inwiefern das auch nach Datemaschs Entlassung geschehen wird und ob auch Gespräche zum Thema Antisemitismus geplant sind, ist nicht bekannt. Wünschenswert wäre es: Das Problem ist nicht allein das Posten der Spieler von antisemitischem Gedankengut, sondern dessen Existenz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.