Der weltweite Kampf gegen den Plastikmüll

Plastikverpackungen und -utensilien zum Wegwerfen geht es weltweit an den Kragen. Überall auf der Welt werden Gesetze erlassen, um verschiedenste Einwegprodukte oder Verpackungen aus Kunststoff zu verbieten. Jüngst sorgte das EU-Parlament mit seinem Votum dafür, dass Strohhalme, Geschirr oder Ballonstäbchen aus Kunststoff ab 2021 in der Europäischen Union nicht mehr verkauft werden dürfen.

In der Karibik mit ihren wunderbaren weißen, aber häufig vermüllten Stränden war man schneller. In Jamaika, Barbados, Belize, Costa Rica, Dominica, Grenada, Trinidad und Tobago sowie den Bahamas sind Herstellung und Import von Einwegartikeln aus bestimmten Kunststoffen seit Anfang 2019 nicht mehr erlaubt. In Jamaika zum Beispiel dürfen Strohhalme, Plastikflaschen und Speiseverpackungen aus Styropor nicht mehr verkauft werden, ab 2021 dürfen an Tetrapaks keine Strohhalme mehr kleben. Der Leidensdruck auf der von knapp drei Millionen Einwohnern bevölkerten Insel war groß: Allein bei einem Aktionstag im Jahr 2018 hatten Freiwillige 73 Tonnen Plastikmüll eingesammelt. In den nächsten Jahren wollen die Karibikstaaten die Verbote auf weitere Plastikartikel und Tüten ausdehnen.

Den Kunststofftüten haben auch schon zahlreiche Länder in Afrika den Kampf angesagt. So sind die Beutel in Ruanda seit Jahren verboten; allerdings gibt es immer wieder Berichte, dass Schmuggler das Einfuhrverbot unterlaufen. Kenia und Marokko bestrafen die Besitzer oder Verkäufer von Plastiktüten. Wer sie verkauft, muss mit hohen Geldstrafen von bis zu 40.000 Dollar oder gar mehrjährigen Gefängnisstrafen rechnen. Das Auswärtige Amt rät deshalb in seinen Reiseempfehlungen, nach Kenia „keine Plastiktüten mitzuführen“.

Selbst die radikal-islamistische Bewegung al-Shabaab sorgt sich um das Wohlergehen von Mensch und Tier, wenn es um Plastik geht – und hat in den Gegenden Somalias, die sie beherrscht, Einweg-Plastikbeutel untersagt.

In Staaten, die keine Anstalten zur Regulierung von Plastik machen, werden zum Teil Städte oder Bundesstaaten aktiv, etwa in den USA. So dürfen Restaurants oder Supermärkte in Seattle seit 2018 Essen nicht mehr in Einweggeschirr oder mit Strohhalmen abgeben, ab Mitte 2019 werden nach einer Übergangszeit in New York City Becher, Teller oder Schüsseln aus Styropor verboten. Auch Hawaii und Kalifornien haben entsprechende Gesetze erlassen.

Trotz all dieser Initiativen – Sorgen um die Kunststoffindustrie müssen wir uns nicht machen. Die Branchenvereinigung meldete bei ihrem letzten Jahresbericht ein solides Wachstum; 2016 produzierte die Industrie nach Angaben des Verbands der Kunststoffindustrie Plastics Europe in Europa 60 Millionen Tonnen Kunststoff, 2017 waren es 64,4 Millionen Tonnen. Weltweit haben in diesem Jahr 348 Millionen Tonnen Plastik die Fabriken verlassen. In Deutschland sind in den vergangenen 20 Jahren die Mengen von Glas- und Metallverpackungen laut Umweltbundesamt stark gesunken. Zugelegt haben Verpackungen aus Papier – und aus Plastik.

Heike Holdinghausen