Milchkonsum in Deutschland sinkt: Veganer freuen sich

Die Deutschen haben 2018 im Schnitt drei Prozent weniger Milch getrunken. Das werde das Leiden von Kühen reduzieren, loben Tierrechtler.

Eine Hand hält ein Glas Milch

Klimaschädlich und immer weniger beliebt: Trinkmilch Foto: dpa

BERLIN taz | Veganer begrüßen, dass die Deutschen im vergangenen Jahr 3 Prozent weniger Milch getrunken haben. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lag der Konsum pro Kopf damit im Schnitt bei 51,5 Kilogramm. „Milchproduktion bedeutet unendliches Leid für Kühe“, teilte Deutschlands größte Tierrechtsorganisation Peta am Mittwoch der taz mit. Zudem trage die Erzeugung erheblich zum Klimawandel bei und verbrauche viel Land, ergänzte die „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“.

Auch der Konsum von anderen Frischmilchprodukten wie Joghurt, Milchmischgetränken oder Sahne sank der Behörde zufolge. Lediglich Buttermilchgetränke legten um 3,8 Prozent zu, aber nur auf durchschnittlich 1,1 Kilogramm pro Person und Jahr. Bereits in den Vorjahren hatten die Deutschen weniger Milch getrunken, allerdings fiel der Rückgang nicht so stark wie 2018 aus. So waren es im Jahr 2010 noch 54,5 Kilo und im Jahr 2000 gut 56 Kilo. Milch wird traditionell in Kilo angegeben, ein Kilo entspricht 1,02 Liter Vollmilch.

Auch der Bedarf an Butter sank – und zwar um 2,8 Prozent auf 5,84 Kilo pro Kopf. Der Käseverbrauch legte um 0,9 Prozent zu auf 24,15 Kilo. Allerdings konnte der starke Rückgang von mehr als 4 Prozent im Vorjahr damit nicht ausgeglichen werden.

Der Deutsche Bauernverband begründete das Minus bei Trinkmilch mit einem langfristigen Trend, den es auch in anderen Industriestaaten gebe. „Die Präferenzen beim Konsum von Getränken verschieben sich zum Beispiel in Richtung Säfte oder Smoothies“, sagte Ludwig Börger, Referatsleiter Milch bei der Organisation. Dass weniger Butter verzehrt wurde, begründete er mit den hohen Preisen im vergangenen Jahr. Deshalb seien die Verbraucher teils zum Beispiel auf Margarine ausgewichen.

Mehr Interesse an Veganismus

Felicitas Kitali, Fachreferentin für Ernährung bei Peta, sieht aber auch andere Gründe für die Rückgänge: „Das Interesse an einer veganen Lebensweise steigt.“ Die meisten Verbraucher, die sich für weniger tierische Produkte entscheiden, würden in Umfragen angeben, dass sie vor allem Tierleid verhindern wollten. Dann folgten Umwelt- und Gesundheitsgründe.

Auch die Informationskampagnen veganer Organisationen würden helfen, sagte Mahi Klosterhalfen, Vorstandsmitglied des Tierrechtsverbands Albert-Schweitzer-Stiftung. Es sei „nicht so tragisch“, dass mit den Begriffen „Milch“, „Butter“ und „Käse“ laut Europäischem Gerichtshof nur noch tierische Produkte bezeichnet werden dürfen. „Das hindert die Menschen nicht daran, umzusteigen“, so Klosterhalfen.

„Vor allem die Kühe werden von dieser Entwicklung profitieren, wenn sie denn so bleibt“, sagte Peta-Aktivistin Kitali. Milchkühe würden einmal im Jahr von einem Kalb getrennt. „Und meist geht es nach einem unheimlich kurzen und leidvollen Leben schon nach einem Viertel der natürlichen Lebenszeit in den Schlachthof.“ Ein großer Teil der Kühe sei zudem immer noch in der Anbindehaltung. „Das bedeutet, sie können sich ihr ganzes Leben lang nicht einmal umdrehen, sondern nur fallen lassen.“

Klimakiller Butter

Kitali wies darauf hin, dass Butter zu den Lebensmitteln gehört, deren Produktion pro Kilogramm den größten Ausstoß von Treibhausgasen verursache: „Der Konsum von pflanzlichen Produkten ist in der Regel mit einem geringeren Schaden für die Umwelt verbunden.“

Manche Agrarexperten argumentieren dagegen, dass die Kuhhaltung vergleichsweise klimafreundlich sei, weil sie Grünland erhalte, das Treibhausgase speichert. Klosterhalfen wies das jedoch zurück: „Zum einen gibt es leider nicht sehr viele Kühe, die Weidegang haben, und zum anderen könnte man die Weiden auch ganz anders nutzen.“ Man könnte sie zum Beispiel wieder der Natur überlassen. (mit dpa)

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