Kolumne Europa-Express: Abschied mit Präsenttüte

Reisen heißt auch: ankommen. Ohne Begrüßung fühlt sich das aber gleich ganz anders an. Ein Zwischenstopp auf dem Weg durch Europa.

Das nächste Ziel auf der Europareise: Portbou Foto: privat

Die vergangenen Tage habe ich an zahlreichen Bahnhöfen Halt gemacht. Egal wo, meist haben sich die gleichen Szenen abgespielt: Freund*innen, die sich lange nicht gesehen haben, laufen kreischend aufeinander zu; Eltern schließen ihre Kinder in die Arme, die nach langer Zeit zu Besuch kommen.

Ich hingegen stand allein und oft verdutzt am Bahnsteig und versuchte, nach der stundenlangen Fahrt wieder klar zu kommen. Und irgendwie den Weg durch die mir noch unbekannte Stadt zu bahnen. In Lyon war das anders.

Bei meiner Ankunft war ich besonders erledigt und konnte es noch gar nicht fassen, dass ich gerade 1.200 Kilometer quer durch Deutschland und Frankreich gefahren bin. Diesmal begrüßt dann auch mich ein Kreischen: „Jana Lapper!“ Tina hatte schon immer die Angewohnheit, mich mit vollem Namen anzusprechen, was bei ihr aber eher Vertrautheit als Distanz bedeutet. Dann ein breites Lächeln und eine feste, lange Umarmung.

Wiedersehen im Schnelldurchlauf

Tina wohnt seit anderthalb Jahren in Lyon. In der Schule waren wir sehr enge Freundinnen, als ich 16 Jahre alt war haben wir praktisch jeden Tag zusammen verbracht. Jetzt hatten wir uns fünf Jahre lang nicht gesehen – bis mich diese Europareise heute zufällig auch zu ihr führte. Denn so eine Reise durch einen ganzen Kontinent ist eben nicht nur die Gelegenheit, Neues kennenzulernen, sondern auch alte Freund*innen endlich wiederzusehen.

Leider ist es nur ein kurzes Wiedersehen, alles muss im Schnelldurchlauf nachgeholt und nacherzählt werden. Am nächsten Morgen haben wir noch ein gemeinsames Frühstück. Sie bringt mich zum Bahnhof, sodass ich sogar noch einen emotionalen Abschied samt Präsent-Tüte bekomme („Damit du ein Andenken an Lyon hast. Ist auch Schokolade drin.“).

Vom 23. bis zum 26. Mai 2019 wählen die Bürger*innen der EU zum neunten Mal das Europäische Parlament. Im Vorfeld fährt Autorin Jana Lapper sieben Tage lang mit dem Zug durch sechs europäische Länder, um zu schauen, was die Menschen vor Ort tatsächlich bewegt.

Dann der Zug nach Spanien, nächster Halt: Portbou. Wieder Zugfahren, wieder etliche Kilometer Schienen. Die Landschaft wird bergiger und wilder, irgendwann links erblicke ich das Meer, fast unheimlich dunkelblau vor dem hellblauen Himmel.

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Jahrgang 1991. Seit 2018 bei der taz, seit 2019 als Redakteurin im Auslandsressort mit Schwerpunkt online und Südosteuropa.

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