„Zack, zack, die ‚Krone‘ verkaufen“

Das Skandalvideo über Strache – was wir darüber wissen und wasnicht

Was ist das Ibiza-Video?

Eine fast siebenstündige Aufnahme in einer mit versteckten Kameras präparierten Villa auf Ibiza, wo Strache seine Ferien zu verbringen pflegt. Einige Minuten daraus wurden am Freitag von Spiegel und Süddeutscher Zeitung online gestellt. Gefilmt wurde im Juli 2017, drei Monate vor den Nationalratswahlen.

Wer hat das aufgenommen?

Spiegel und SZ versichern, die Autoren nicht zu kennen. Die Mittelsleute, über die ihnen das Material von etwa 100 Gigabyte zugespielt wurde, stehen unter Quellenschutz.

Was ist zu sehen?

Der bisherige FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der ebenfalls zurückgetretene Fraktionschef Johann Gudenus, die mit einer vermeintlichen lettisch-russischen Oligarchennichte Pläne für die Machtergreifung der FPÖ diskutieren. Gudenus, der gut Russisch spricht, fungiert als Dolmetscher. Die angebliche Oligarchin ist nicht im Bild.

Was ist daran skandalös?

Strache empfiehlt Wahlspenden über einen gemeinnützigen Verein, der die Gelder am Rechnungshof vorbeischleusen könne. Die Spenderin würde dann, wenn die FPÖ in der Regierung sitzt, mit öffentlichen Bauaufträgen belohnt. Strache werde dafür sorgen, dass die Strabag, ein großes Bauunternehmen, keine Aufträge mehr bekomme. Strabag-Chef Hanspeter Haselsteiner fördert die liberalen Neos und humanitäre Organisationen. Strache schlägt der vermeintlichen Milliardärin auch vor, einen Teil der Kronen Zeitung zu kaufen. Dann werde man „zack, zack, zack“ einige Leute in der Redaktion austauschen, und die FPÖ werde statt 27 locker 34 Prozent der Stimmen bekommen. Überhaupt wünscht sich Strache eine Medienpolitik „wie der Orbán“, also staatliche Kontrolle über Medien und Nachrichteninhalte.

Warum kennt man nur etwa fünf Minuten des Videos?

Spiegel und SZ haben die ihrer Einschätzung nach politisch relevanten Passagen ausgewählt. Vieles, was im Laufe des Abends gesprochen worden sei, betreffe die Privatsphäre der Protagonisten und anderer Politiker. Strache hat sich in seiner Rücktrittsrede bei Sebastian Kurz für die Verbreitung „unüberprüfter Gerüchte“ über ihn entschuldigt. Es soll um Drogenkonsum und sexuelle Ausschweifungen gegangen sein.

Warum wurde das Video erst jetzt bekannt?

Man weiß es nicht. Vieles deutet darauf hin, dass das Video nicht von einem politischen Gegner in Auftrag gegeben wurde. Es wurde offenbar vor Spiegel und SZ auch anderen Medien und Personen angeboten, darunter dem Satiriker Jan Böhmermann. Er wusste über den Inhalt Bescheid, kannte aber das Video nicht. Bei der Verleihung des österreichischen Fernsehpreises Romy im April hatte er kryptische Andeutungen über die Villa einer russischen Oligarchin auf Ibiza gemacht, wo er angekokst sitze und Red Bull trinke.

Ist es legal, verdeckte Aufnahmen zu machen und zu veröffentlichen?

Nein. Die Medien entschieden sich dennoch dafür, da sie davon ausgingen, dass an den Aufnahmen ein besonderes öffentliches Interesse besteht. rl