DerPechpilz

Donald Duck wird am Sonntag 85 Jahre alt. Zwei Geburtstagsgrüße

Foto: Mary Evans Picture Library/picture alliance

Gestern sind wir durch Rührei gefahren. Man konnte es nicht umfahren, auch wenn es uns unangenehm war, direkt durch den Ort zu fahren. Schließlich sieht man uns dort nicht gern. Vor einem Jahr hatten wir dort eine Firma gegründet, Eierproduktion. Oben auf dem Hügel oberhalb des Städtchens, das damals Freudenbad hieß. Heute heißt es Rührei, wegen uns.

Lassen Sie mich erzählen; Sie werden sehen, ich bin ein zäher entschlossener Typ, der weiß, was er will, der sich nicht unterkriegen lässt, seinen Mann steht. Zugegebenerweise manchmal nicht sehr klug, etwas voreilig, aber straight, berechenbar. Aber am Ende fehlt das Quäntchen Glück, und so hat auch diese Episode keinen Fortschritt, keine Veränderung erbracht. Ich bin immer noch mittellos, lebe mit meinen drei Neffen, habe ein rotes, zweisitziges Auto mit Hilfssitzen auf der Rückbank. Und heiße weiterhin Donald Duck.

Also Freudenbad, unsere Hühnerfarm auf dem Hügel oberhalb der Stadt. Das sollte sich als fatal erweisen. Es waren viele Hühner, aber die blöden Vögel taten nichts außer fressen. Insbesondere legten sie keine Eier. Ohne Eier kein Verkauf, ohne Verkauf keine Einnahmen. Also habe ich kräftige Aufbaustoffe und Vitamine ins Futter getan, daraufhin verloren sie ihre weißen Federn, die dummen Bewohner von Freudenbad glaubten, das wäre Schnee auf unserem Hügel, der Winter käme früh, man müsste die Dächer teeren. Als ich die Federn zusammenfegte, um sie als Bettfedern zu verkaufen, kam Wind auf, alles wurde in das Städtchen geblasen – ihr könnt Euch vorstellen, was da los war. Federn und Teer. Ich war unten durch. Dann beschloss ich, die unwirtschaftlichen Vögel zu verkaufen – trieb sie in die Stadt und wieder gab es ein Debakel. Der Richter verdonnerte mich zu 900 Talern Strafe – ein glatter Justizirrtum. Aber das war erst der Anfang. Die Hühner begannen zu legen, aber die Preise waren zu niedrig. Wir haben die Eier aufbewahrt, das Haus war voll, die Garage auch, schließlich haben wir die Eier im Freien gestapelt, wie Kohlen. Die Hühner legten, der Eierpreis stieg. Stand bei 17 Kreuzer pro Ei, Produktionskosten aber bei 18 Kreuzer. Wir peilten auf einen Preis von 20 Kreuzer pro Ei. Wir hatten mindestens eine Million Eier – und dann platzte der provisorische Eierbehälter – eine Million Eier rollten zu Tal, nach Freudenbad. Die Stadt war nicht zu retten; schließlich zündete man die Stadt an. Darum heißt der Flecken jetzt Rührei.

Rührei! Omelette Surprise wäre netter gewesen, teuer genug waren die Eier ja schließlich. Wir fuhren von dannen. Als wir gestern durch die Stadt fuhren, ein bisschen verkleidet sicherheitshalber, bemerkten wir, dass die Häuser alle neu waren.

Hans von Storch, 69, ist Donaldist und zudem auch Klimaforscher in Hamburg, Geesthacht und Qingdao. 1977 war er Mitbegründer der „Deutschen Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus“ (kurz D.O.N.A.L.D.). Der Text stammt aus seinem unveröffentlichten Buch „Ein Tag im Leben des Herren Donald Duck“, in dem er aus dem Leben in Entenhausen aus subjektiver Perspektive erzählt. Noch hat er keinen Verlag für das Buch gefunden.

An Donald Duck mag ich besonders, dass es nicht wie im normalen Leben ist. Außerdem mag ich Enten, weil die so rumpatschen.

Meine Lieblingsfigur aus Entenhausen ist Donald. Ich finde lustig, dass er so viel Pech hat. Er ist ein echter Pechpilz. Ich habe auch manchmal Pech, aber nie so viel wie Donald. Ich finde gut, dass ich das auch mal aus einer anderen Per­spektive sehen kann.

In der Schule mögen alle Comics. Manchmal leihen wir uns gegenseitig die lustigen Taschenbücher aus. Fritz hat auch Obelix und Lucky Luke, aber ich finde Lucky Luke langweilig.

Ich habe mindestens 18 bis 30 lustige Taschenbücher. Ich kaufe die von meinem Taschengeld auf Flohmärkten, manchmal bekomme ich auch eines geschenkt. Meine Eltern sagen, die soll ich mir selbst kaufen. Aber manchmal kaufen sie mir trotzdem eins.

Dagobert mag ich auch. In der echten Welt hat keiner so viel Geld wie er. Die Bilder, auf denen Dagobert im Geld schwimmt, male ich manchmal ab. Und im letzten Bild von einem Comic jagt Dagobert immer Donald hinterher, das finde ich lustig.

Ole Blaseio, 9, geht in die dritte Klasse einer Berliner Grundschule.