DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Viel Lärm um „nicht“

FEHLER Das ZDF überliest, dass Markus Lanz das Gegenteil eines „Focus“-Zitats gesagt hat

Die freundliche Lesart der im deutschen Printjournalismus verbreiteten Sitte, wörtliche Zitate den Interviewpartnern vor der Veröffentlichung zum Abnicken vorzulegen, ist es, dadurch unnötige Missverständnisse zwischen Journalist und Zitatgeber zu vermeiden. Zur Unsitte wird es, wenn die Autorisierung missbraucht wird, um Interviews massiv zu verändern. Klar wäre es theoretisch auch möglich, Aussagen zuzuspitzen, doch bei prominenten Interviewpartnern ist fast immer das Gegenteil der Fall: Sie schwächen Aussagen ab, um es sich bloß nicht mit X, Y oder Z zu verderben.

Das Gegenteil gemeint haben will auch Markus Lanz, als er laut Focus über Thomas Gottschalk sagte: „Ich bin mir ganz sicher, dass er ‚Wetten, dass ..?‘ schaden will.“ Nicht unplausibel, hatte Lanz doch kürzlich schon in der Hörzu Gottschalk gedisst. Das ZDF dementierte jedoch, die Pressestelle habe das fehlende „nicht“ überlesen. Ausgerechnet die Chefautorisierer? Kaum vorstellbar für Journalisten, die laufend mit der Übervorsicht von Pressestellen konfrontiert sind. „Der Fehler liegt bei uns, nicht beim Focus“, sagte ZDF-Sprecher Alexander Stock der taz. Dessen ungeachtet behauptete der Focus, das ZDF wolle ihm den Fehler unterschieben. Netter Versuch: Ein bisschen Werbung kann dem Burda-Magazin wahrlich nicht schaden. DENK