Diesmal geht sie von selbst

Wenn nächste Woche Brandenburgs Linke ihre Fraktionsspitze kürt, steht Kerstin Kaiser nicht mehr zur Wahl. Und das, obwohl sie die Partei gut durch die Landtagswahl 2009 gebracht und in die rot-rote Koalition gehievt hat. Danach jedoch zerschliss die Erfolgssträhne der Politikerin zu einem dünnen Faden, der nun gerissen ist. Die 52-Jährige hat dem Fraktionsvorstand mitgeteilt, nicht mehr anzutreten.

Dass man nun in Potsdam überrascht tut, geht am Kern des Konflikts vorbei. Kaiser ist von den eigenen Genossen weggeputscht worden. Grund sind die schlechten Umfragewerte der Linken. Das wohlfeile Argument von der „Führungsschwäche“ wird genannt. Kaiser entgegnet, die Diskussion darüber sei „von einigen offenbar nicht mehr gewünscht gewesen“. Statt ihrer kandidiert nun der Parlamentarische Geschäftsführer.

Kaiser muss das hart ankommen. Die Diplomslawistin und Mutter von vier Kindern musste bereits zweimal von Posten Abstand nehmen, die sie sich erkämpft hatte. Zuletzt 2009, als sie wegen ihrer Stasi-Mitarbeit dreißig Jahre zuvor von der SPD nicht als Ministerin akzeptiert wurde. Sie wurde dann wieder Fraktionschefin – ein Posten, auf dem sie an Kabinettssitzungen teilnehmen darf, als Gast.

Kaiser ist seit 1990 in der Politik. Genauso lange wird sie von ihrer Stasi-Vergangenheit verfolgt. Als Studentin hatte sie Berichte über Kommilitonen verfasst und diesen Teil ihrer Biografie später öffentlich gemacht (http://dy.cx/kaiser). Ihren Kritikern reichte das aber nie, auch nicht in den eigenen Reihen. Als sie bei der Bundestagswahl 1994 ein PDS-Mandat errungen hatte, musste sie es auf Druck der Parteiführung zurückgeben.

Seit 2005 hat sie die Brandenburger Fraktion geführt. Dass sie, die vor drei Jahren noch mit 91 Prozent in dieses Amt wiedergewählt wurde, nächste Woche um ihre Mehrheit hätte bangen müssen, sagt eine Menge über die Gesprächskultur bei den Brandenburger Linken. ANJA MAIER