Die Welt in inniger Umarmung wiegen

Fragiler Pop, bestehend aus melancholischen Klangverschmelzungen von Stimme, Gitarre und Synthesizer: Finn gastiert im Knust

Finn, das lässt an Huckleberry Finn aus Mark Twains Kinderparadies am Mississippi River denken, an eine wunderbare, längst vergessene, aufregende Zeit. Aber Finn ist auch eine Band aus Hamburg. Besser gesagt, ein junger, etwas strubbelig frisierter Endzwanziger, der sich dem popmusikalischen Hier und Jetzt verschrieben hat.

Das Große im Kleinen fin(n)den – so könnte man die Pop-Basteleien von Finn umschreiben. Ein wunderlicher Albumtitel: Expose Yourself To Lower Education hieß das auf einem 8-Spur-Rekorder aufgenommene Debüt, das versprach, die ganze Welt in süßer Umarmung zu wiegen. Liebenswert klingt Finn bis heute, auch auf dem neuen Album The Ayes Will Have It: melancholische, menschenfreundliche Popmusik mit jeder Menge Herzblut, ein kleines Schatzkästchen, wenn die Seele schmerzt. Hier verschmelzen Gitarrenklänge, vorsichtige, analoge, an Notwist erinnernde Synthesizer, Streicher, Bläser und die behutsame, betörend-nahe Kopfstimme Patrick Zimmers (so heißt Finn im richtigen Leben) zu einer wunderbaren, freilich höchst fragilen Popvariante.

Auch The Ayes Will Have It ist ein Beispiel dafür, wie nah sich Lo-Fi und der große, schöne Popsong kommen können. Maximilian Hecker etwa tänzelt durch ähnlich traumhaftes Terrain, doch bei Finn ist der Gegensatz noch größer. Wie kann man gleichzeitig so schlicht und weltumarmend klingen, so weise und feinsinnig? Keine Frage, dieser junge Mann mit diesen sensationellen Platten, das muss der neue Dalai Lama des Indie-Pop sein. Im Knust wird jetzt die Release-Party des neuen Albums gefeiert, das ab dem 8. August erhältlich ist. Marek Storch

Do, 4.8., 20 Uhr, Knust