Windiges Spiel mit toten Fledermäusen

Legen die Gegner der Windkraft Tierkadaver aus, um die Ökobranche zu diskreditieren? Ein Verdacht erhärtet sich

FREIBURG taz ■ Der Kampf gegen die Windkraft wird grotesk: Auf dem Roßkopf in der Nähe von Freiburg drehen sich vier Windräder. Alles sieht danach aus, als würden dort Gegner der Ökoenergie tote Fledermäuse auslegen – um die Windbranche in Verruf zu bringen.

Schon im Frühjahr hatte die Betreiberfirma Regiowind die Vermutung geäußert, dass ihr übel mitgespielt werde. Damals hielten das aber selbst viele ihrer Befürworter noch für eine wilde Verschwörungstheorie. Eine kriminelle Energie solchen Ausmaßes trauten nur wenige den örtlichen Windkraftgegnern zu.

Zwischenzeitlich gibt es aber neue Erkenntnisse. So fiel den Betreibern auf, dass tote Fledermäuse vor allem bei besonderen Ereignissen auftauchten. An einem Tag im Mai zum Beispiel, als ein Fernsehteam angekündigt war, lagen am Morgen vier Tiere unter jener Anlage, die gefilmt werden sollte. In den Wochen zuvor war dort keine einzige tote Fledermaus gefunden worden.

Das veranlasste die Betreiber nun zu einem Experiment. Vor kurzem gab es einen Volkslauf. Er kam an den Windrädern vorbei. Am Abend zuvor legten die Betreiber die Anlagen still. Ein vom Regierungspräsidium bestellter Gutachter suchte die Flächen nochmals ab – und fand nichts. Am nächsten Morgen lagen aber wieder zwei tote Fledermäuse unter den Rotoren.

Dabei ist es aus Sicht von Biologen ausgeschlossen, dass die Tiere gegen unbewegte Objekte fliegen. Ihr Ortungssystem ist dafür zu gut.

„Als einzige plausible Erklärung bleiben Manipulationen“, sagen nun die beiden Regiowind-Geschäftsführer Johann-Martin Rogg und Andreas Markowsky. Es gibt einen Grund, warum Windkraftgegner ausgerechnet Fledermäuse wählen könnten, um die Branche zu diskreditieren: Regiowind hatte mit der Baugenehmigung für die Anlagen die Auflage erhalten, die Auswirkung auf Fledermäuse untersuchen zu lassen. Allen Beteiligten ist klar, dass es ein Aufsehen gibt, wenn tote Fledermäuse auf dem Windparkgelände gefunden werden. Hintergrund der behördlichen Auflage ist ein großes Quartier von Zwergfledermäusen im Turm des Freiburger Münsters. Der ist nur gut vier Kilometer Luftlinie von den Windkraftanlagen entfernt.

Wie es jetzt weiter geht, ist offen. Die Staatsanwaltschaft Freiburg hat sich bislang nicht eingeschaltet. Sie kann erst tätig werden, wenn es Hinweise gibt, dass jemand die geschützten Tiere vorsätzlich umbringt. Das schlichte Auslegen toter Tiere reicht als Anfangsverdacht für strafrechtliche Ermittlungen nicht aus.

So werden die gutachterlichen Zählungen wie geplant bis Ende Oktober weiterlaufen. Zusätzlich sollen die gefundenen Kadaver aber auch veterinärmedizinisch untersucht werden. Bisher gehört das nicht zur Studie dazu. Damit hoffen Gutachter und Anlagenbetreiber, künftig auch Todesursache und Zeitpunkt eingrenzen zu können – um möglicherweise den endgültigen Beweis für Manipulationen zu erbringen.

BERNWARD JANZING